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Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: Neuer Bau, alte Fehler?

 

GIEVENBECK. Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ist ein Unikum. Denn die Schule zog einfach komplett um. Jahrzehntelang war sie ganz zentral am Schlossplatz zu finden, der damals noch Hindenburgplatz hieß, doch dann kam die große Wende für die Schulgemeinschaft.

Es ging in den Stadtteil Gievenbeck, und dafür wurde eigens ein recht komfortabler Neubau an der Dieckmannstraße geschaffen. Das war 2006. Seitdem sind auch schon wieder einige Jahre ins Land gegangen, in denen sich immer mehr zeigte, dass auch dieses Gebäude nicht ausreichen würde. Um vor allem den zusätzlichen Raumbedarf durch die Umstellung von G8 auf G9 zu decken, erweitert die Stadt Münster das Gymnasium nun um einen dreigeschossigen Neubau. Kostenpunkt: ganze 17 Millionen Euro. Die Erweiterung solle zum Schuljahr 2026/2027 abgeschlossen sein, versichert die Stadt. Doch da ist eine Sache, die Fragen aufwirft.

Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium soll einen Neubau erhalten. Fotos: Siegmund Natschke.
Beauftragt wird nämlich ausgerechnet das Architekturbüro Kresing. „Ausgerechnet“ deshalb, weil die Stadt gegen dieses einen jahrelangen Rechtsstreit geführt – und verloren hat. Worum ging es? Genau, um den Neubau des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums aus dem Jahr 2006, für das auch schon das besagte Architekturbüro zuständig war. Es ging ganz konkret um die Dachterrasse, die nie genutzt werden konnte, aber ein regelrechtes Sanierungsgrab war. Vor dem OLG Hamm verlor die Stadt mit der Folge, dass sie selbst die halbe Million Euro Sanierungskosten tragen muss. Kann passieren? Eigentlich nicht, und vor allem: Beobachter fragen sich, was denn eigentlich aus dem Grundsatz „Aus Schaden wird man klug“ geworden ist? Wird derselbe Fehler nochmal gemacht? Auf jeden Fall wird nämlich tatsächlich genau dasselbe Architekturbüro wieder beauftragt. Das hat der Rat der Stadt Münster in seiner Sitzung am 9. Oktober entschieden.

Der Neubau entsteht nach Kresings Vorstellungen auf der Süd-Ost-Seite des Schulgeländes an der Dieckmannstraße und wird durch zwei Brücken mit dem bestehenden Schulgebäude verbunden werden. Der Entwurf von „Kresings Architektur“ aus Münster sieht moderne Musikräume, eine Lehrküche sowie einen Werk- und Maschinenraum im Erdgeschoss vor. Die Obergeschosse enthalten neue Kursräume.

Parallel dazu baut die Stadt die vorhandenen Musikklassen im bestehenden Gebäude zu Biologieräumen um, sodass die Fachräume sich funktional an den bestehenden Naturwissenschaftsbereich angliedern sollen.

Als Verbindung für die beiden Gebäude entsteht zudem ein ganz neuer Innenhof. Der offene Hof soll Raum für schulische Aktivitäten bieten. Sitzgruppen laden auch zum Verweilen und Arbeiten in Kleingruppen ein.

Vorbereitend für das Bauprojekt verlagert die Stadt aktuell bereits den Schulgarten auf die Nord-Ost-Seite, nahe dem Oxford-Quartier.

Auf diese Weise kommt es also wieder zum Zusammenwirken der beiden so erbitterten Gegner, die sich immerhin sechzehn Jahre lang einen Rechtsstreit lieferten, der einen klaren Verlierer hatte: die Stadt. Ist das klug?

„Derartige Rechtsverfahren werden unabhängig von Vergabeverfahren geführt. Somit hatten die Rechtsstreitigkeiten, die inzwischen beigelegt sind, auch keine Auswirkungen auf die Vergabe“, meint der städtische Sprecher Martin Füser lapidar auf „Münster täglich“-Anfrage. Und so kommt es also, dass das Architekturbüro Kresing auch nach jahrelangem Rechtsstreit den Zuschlag für den Erweiterungsbau des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums erhält - genauso wie schon für dessen Neubau im Jahr 2006. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

(C) Siegmund Natschke.


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