MÜNSTER. Eine 3-Zimmer-Wohnung in Gremmendorf für 1150 Euro Kaltmiete, eine 2-Zimmer-Wohnung in Mauritz-Ost für 1000 Euro und ein karges 1-Zimmer-Appartement am Johann-Krane-Weg immerhin noch für 715 Euro – das sind drei zufällig ausgewählte Mietangebote in einer bekannten Immobilienbörse für den Ort Münster. Wer es gerne größer möchte oder braucht, etwa wenn die Wohnung für eine Familie benötigt wird, muss mitunter sogar ganze 2000 Euro berappen. Viele Menschen machen sich Sorgen wegen dieser exorbitanten Preise. Einige können sie schlicht nicht mehr bezahlen – obwohl sie eine reguläre und oft auch „gute“ Arbeit haben. Manche werden deshalb sogar wohnungslos. Das sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die plötzlich und unvermittelt ins Bodenlose fallen.
Volker Jaks, Rechtsanwalt vom Mieterverein Münster, bestätigt: „Das Problem der Obdachlosigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“
Babette Lichtenstein van Lengerich, Sprecherin der CDU-Ratsfraktion für die Themen Umwelt, Klima und Bauen, konstatiert: „Der Wohnungsmarkt in Münster ist seit Jahren angespannt. Münster ist inzwischen einer der teuersten Wohnorte in ganz Deutschland.“ Die Gründe dafür seien die hohen Bodenpreise, knappe Flächen und vor allem Baustandards, die in Münster noch höher seien als auf Bundesebene.
Das Problem ist in der Politik angekommen. So besuchte jüngst der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU das Haus der Wohnungslosenhilfe (HDW) in Münster. Was alle überraschte: Rund 20 Prozent der derzeit 80 Bewohner müssten hier schlafen, obwohl sie in Arbeit stünden, berichtete Heimleiter Thomas Mühlbauer. Gerade für diese Menschen sei die Unterbringung auf engstem Raum in Gemeinschaftszimmern jedoch eine echte Herausforderung. Vor Corona teilten sich in der Regel vier Bewohner ein Zimmer von maximal 18 Quadratmetern – heute sind es noch drei. Im Durchschnitt wohnen die Männer dort sechs bis acht Monate, bis sie wieder Fuß in der Gesellschaft finden. Manche bleiben jedoch für immer.
Babette Lichtenstein van Lengerich glaubt: „Der immer teurer werdende Wohnungsmarkt führt auch dazu, dass wir inzwischen auch unter der arbeitenden Bevölkerung Wohnungslose haben. Dieses Warnsignal dürfen wir nicht übersehen.“ Münsters überregulierte Baustandards müssten runter, damit Wohnen wieder bezahlbar werde:
„Jetzt ist nicht die Zeit von goldenen Wasserhähnen, automatischen Fensteröffnern und teuren Lüftungsanlagen: Wir müssen dafür sorgen, dass für möglichst wenige Euros alle Münsteranerinnen und Münsteraner ein Zuhause haben, in dem sie sich wohl fühlen.“
Volker Jaks sieht dabei als großes Problem die mangelnde Bautätigkeit in der Stadt an: “Münster kommt mit dem Wohnungsbau nicht hinterher.“ Es gebe großen Zuzug, Münster sei als Wohnort beliebt,und der Preis werde von Angebot und Nachfrage geregelt. Hinzu kämen viele Eigenbedarfskündigungen: „Und dann beginnt die Wohnungssuche von vorne.“
Jeden Dienstag haben die Bewohner des HDW die Möglichkeit, sich vor Ort ärztlich untersuchen zu lassen. Foto: EAK.
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