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Serie "Meine besten Geschichten": Der Harley-Davidson-Kult geht nie zu Ende

 Ich bin jetzt bald genau 15 Jahre im Lokaljournalismus. Ein Jubiläum, das mich sehr stolz macht. Ich habe in dieser Zeit jede Menge erlebt, unzählige Termine gehabt, viele Menschen getroffen und vor allem: ganz viele Artikel geschrieben. Es sind über 10.000 geworden... Eine enorme Zahl, die mein Archiv groß werden lässt. Es sind darunter unheimlich starke und spannende Geschichten, die es lohnen, nochmal erzählt zu werden. Für „Münster täglich“ krame ich ein bisschen in diesem Archiv und hole die besten Geschichten aus fünfzehn Jahren nochmal hervor. Die gibt’s jetzt ab sofort in der neuen Serie „Meine besten Geschichten“ zu lesen: www.muenster-taeglich.de Los geht’s mit Folge 1. Hier geht es um den „Harley Davidson Club Monasteria“, dessen Mitglieder vom Kult-Gefährt gar nicht genug kriegen können und mitunter sogar schon seit Jahrzehnten die rollende Freiheit genießen. Viel Spaß!

MÜNSTER/ROXEL. Erika Wolf ist 80 Jahre alt und hat eine Leidenschaft: Sie fährt für ihr Leben gerne mit ihrer Harley Davidson durch die Gegend. Und das seit 20 Jahren. Früher, da habe sie sich die Maschine von ihrem Sohn geliehen, erzählt sie, dann habe sie sich selbst eine zugelegt. Sie und viele andere Harley-Davidson-Fans treffen sich zweimal im Monat in Roxel. In der Gaststätte Kortmann wird geklönt, und die nächsten gemeinsamen Ausfahrten werden geplant.

Der 1. Harley-Davidson-Club Monasteria kommt hier jeden ersten und dritten Dienstag zusammen, ab 19 Uhr geht es los. „Seit 1997 gibt es den Club schon“, erzählt der 1. Vorsitzende Theo Schulte- Sienbeck. Damals hatten einige Harley-Enthusiasten die Idee, einen Verein zu gründen, um sich auszutauschen und dem Kult zu frönen. Sie besorgten sich Adressen von Motorrad-Interessierten bei einem Harley-Davidson-Händler und schrieben sie einfach an. Die Resonanz war da. Die ersten Treffen fanden in der Gaststätte Stapelskotten statt, dann zog es die Teilnehmer mal nach Hiltrup, mal nach Nienberge. Jetzt ist die Gaststätte Kortmann das Ziel der Mitglieder.

24 sind es derzeit, und jeder hat so seine eigene Geschichte, wie er zum Kult-Motorrad kam. Die  Harley sei einfach ein Mythos, sagt einer. „Das war ein Jugendtraum von mir“, meint Franz-Josef Beckersjürgen, der 2. Vorsitzende des Vereins: „Ich habe mir gesagt: Irgendwann in deinem Leben fährst du eine Harley!“ Mit 58 war es dann soweit: Er kaufte sich sein Traum-Gefährt und düste damit ab sofort durch die Gegend. Viele erfüllen sich ihren ganz persönlichen Lebenstraum erst in späteren Jahren. So wie Erika Wolf.

Wenn mein Sohn sonntags schlief, bin ich in die Garage geschlichen und habe mir die Harley Davidson ausgeliehen“, sagt sie. Dann „cruiste“ sie damit durch die Straßen. Bis sie sich schließlich selbst eine Maschine kaufte. Niemand, der sie sieht, nimmt ihr ab, dass sie schon 80 ist. „Ich habe ja einen Motorradhelm auf“, sagt sie lachend. Und selbst, wenn sie ihn abnähme, würde es keiner glauben.

Der 1.Harley-Davidson-Club Monasteria rund um den Vorsitzenden Theo Schulte-Sienbeck (hinten. rechts) frönt dem Mythos der Kult-Maschine. Auch die 80jährige Erika Wolf (4. v. l. ) ist dabei. Foto: Siegmund Natschke.

Sie und die anderen Mitglieder des Vereins sprechen über neueste Entwicklungen in der Harley-Szene, sie planen aber auch gemeinsame Ausfahrten, in den Niederlanden waren sie oft, nach Norwegen ging es schon oder nach Österreich und Griechenland. An Gesprächsstoff fehlt es nicht bei den regelmäßigen Treffen im Kortmann. Heute ist etwa der jüngst verstorbene Peter Fonda das Thema und der Kultfilm „Easy Rider“. Natürlich auch um die markanten Motorräder im Streifen. „Die hatten keine Vorderradbremse“, erkannte Schulte Sienbeck. Es waren wohl, so vermuteten die Teilnehmer, eben typische Film-Motorräder. „Durch die weiten Landschaften der USA kann man damit fahren, aber hier wohl eher nicht“, sagt einer. Und doch: Alle sind fasziniert vom Film und von den Harleys, die Fonda und Dennis Hopper da exzessiv durch die Staaten kutschieren. Auch auf der Homepage des Vereins erklingt die Titelmelodie „Born to be wild“ und das markante Motorengeräusch.

Wie lange werden die Mitglieder noch fahren? „Solange, bis es keine Motorräder mehr gibt“, sagt Theo Schulte-Sienbeck. Der Mythos geht weiter, für alle. Neue Mitglieder sind willkommen, sie müssen nicht unbedingt selbst eine Harley besitzen, so Schulte-Sienbeck. Infos unter: www. hdclub-monasteria.de


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