Autogrammjagd in Münster und darüber hinaus: Dr. Peter Kreverts Highlights aus fünf Jahrzehnten Sammelleidenschaft - Teil 13: Stan Libuda und Oliver Ortmann.
MÜNSTER. Dr. Peter Krevert ist Jäger – Autogrammjäger. Von Prominenten will er vor allem eines: ihre Unterschrift. Seit 52 Jahren schon hat Krevert sich diesem spannenden Hobby verschrieben, und seit bald zwei Jahrzehnten organisiert er Autogrammausstellungen. Die meisten seiner bedeutendsten Sammelobjekte konnte der gebürtige Münsterländer in seiner nordrhein-westfälischen Heimat und nicht zuletzt auch in Münster ergattern, denn hier lebte und arbeitete er über lange Zeit. Auf „Münster täglich“ gibt es ab sofort die Geschichten zu den Autogrammen zu lesen. In Teil 13 geht es um die Fußball-Legende Stan Libuda und den Billard-Weltmeister Oliver Ortmann.
Fußball-Legende Stan Libuda sah Krevert auf dem Fußballplatz, traf ihn aber auch in dessen Tabakladen. Fotos: Archiv Dr. Krevert.
Für unseren Autogrammjäger Dr. Peter Krevert ist sein „bis heute unerreichter Lieblingsfußballer“ Reinhard „Stan“ Libuda. Wer ihn nicht mehr kennt: Libuda schoss 1966 den BVB zum Europapokalsieg sowie 1969 die deutsche Nationalelf zur WM 1970 nach Mexiko. 1972 führte er als Schalke-Kapitän seine Mannschaft zur deutschen Vize-Meisterschaft und zum DFB-Pokalsieg.
„Ich begegnete ihm oft“, erinnert sich Krevert: „Man musste ihm schon gut zureden, auch mal mit „Stan“ statt mit „Reinhard“ zu signieren.“
In den 70er und 80er Jahren konnte man, so erzählt Krevert, Stan noch regelmäßig an Gelsenkirchener Theken antreffen: “Und ab und zu konnte ich mich bei ihm mit einem Glas Pils für das Wassereis revanchieren, das er mir etliche Jahre zuvor mal für schweißtreibenden Einsatz als freiwilliger Balljunge beim Schalke-Training in der Glückauf-Kampfbahn spendiert hatte.“ Eines Abends gelang es dem Sammler sogar, den begeisterten Kartenspieler als Pool-Billard-Gegner zu gewinnen. Kein Wunder, dass der Ballkünstler Stan siegte, aber immerhin ging die Revanche an Krevert. Ort des Geschehens war dabei meistens die Kneipe „Ortmanns Turnerklause“ in der Chattenstraße in Gelsenkirchen-Hüllen. Der Wirtssohn hieß Oliver, war einige Jahre jünger als Krevert und spielte dort nach der Schule den ganzen Tag Pool-Billard. Jahrelang. Nach dem Abitur 1982 zog Krevert aus Gelsenkirchen fort: „Wir verloren uns aus den Augen.“
Und fügt sodann eine fast unglaubliche Geschichte hinzu, die mal wieder zeige, wie klein die Welt zwischen Gelsenkirchen und Südamerika doch sei: 1997 flog Dr. Krevert, seinerzeit Angestellter der Uni Münster, nämlich beruflich von Sao Paulo (Brasilien) nach Montevideo (Uruguay) und las ganz zufällig in einer US-Zeitschrift eines Mitreisenden von einem deutschen Billard-Weltmeister namens Oliver Ortmann: „Dieser Sport ist in Amerika ja deutlich populärer als hierzulande.“ Da fing er an sich zu erinnern, an die langen Nachmittage am Pool-Billard-Tisch in „Ortmanns Turnerklause“.
Kurz nach seiner Rückkehr recherchierte Krevert im Internet und stieß zu seiner Überraschung auf die Webseite www.ortmann-billiards.com. Er fragte per Email nach, ob er denn jener Oliver sei und wenn ja: „Kannst Du Dich daran erinnern, dass Stan Libuda zu den Gästen Eurer Gaststätte gehörte? Hast Du / Deine Eltern evtl. ein Foto, das Stan in Eurer Kneipe zeigt?“ Die Antwort des Billard-Weltmeisters kam prompt: „Stimmt, lang ist´s her. Stan Libuda war des Öfteren da. Ich selbst bin später nach München gezogen.“ Und weiter: “Der Weltmeistertitel stimmt auch, das war 1995. Mittlerweile lebe ich in Hamburg.“ Leider besaß er keine Fotos von jenen Tagen mehr, dafür hatte Ortmann in der Zwischenzeit so einige Titel sammeln können.
2007 und 2010 folgten nämlich noch zwei weitere WM-Siege, außerdem schmücken 14 EM-Titel und 16 Deutsche Meisterschaften seine Bilanz. Oliver Ortmann wurde 2014 sodann auch in die Hall of Fame des Billiard Congress of America aufgenommen. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.
Diese rein zufällige, aber bedeutsame Verbindung zwischen den Welten des Fußballs und des Billards, kreuzte die Wege der beiden Männer auf unerwartete Weise.
Obwohl sich die Lebenswege der Menschen verändern und unerwartete Bahnen nehmen können, bleiben die Erinnerungen an Begegnungen wie diese lebendig. Für Dr. Peter Krevert sind sie nicht nur ein Teil seiner persönlichen Geschichte, sondern auch ein wertvolles Stück Fußballgeschichte, welche er mit Leidenschaft sammelt und bewahrt.
(c) Siegmund Natschke
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