MÜNSTER/MECKLENBECK. Diese Geschichte Münsters kannte nicht jeder, nur einige wenige ältere Bewohner aus dem Stadtteil Mecklenbeck. In der NS-Zeit gab es dort Zwangsarbeit, über die jüngst eine Informationsveranstaltung unter freiem Himmel aufklärte. Treffpunkt war die Stele an der Goldenbergstraße. Während der Einweihung dieser Erinnerungsstele hatten Interessierte die Möglichkeit, Einblicke in die dunkle Vergangenheit zu gewinnen und deren Bedeutung für die Gegenwart zu reflektieren. Dazu trugen auch Schüler der Friedensschule bei, die sich im Unterricht ausgiebig mit dem Thema beschäftigt hatten und nun die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten vortrugen.
Der Ort war mit Bedacht gewählt: Während des Zweiten Weltkriegs wurde nämlich genau hier das "Arbeitslager Mecklenbeck" von der "Deutschen Arbeitsfront (DAF)" errichtet. Ursprünglich als Kriegsgefangenenlager genutzt, änderte sich im Laufe der Zeit der Verwendungszweck. Der akute Arbeitskräftemangel im Deutschen Reich führte dazu, dass zivile Personen geworben, zwangsrekrutiert oder verschleppt wurden, um die Kriegsanstrengungen aufrechtzuerhalten. Die Zwangsarbeiter kamen aus Russland, Polen, Frankreich, Holland, Belgien, Italien und Jugoslawien.
Im April 1945 befreiten britische und amerikanische Truppen schließlich das Lager Mecklenbeck. Die Insassen, darunter Zwangsarbeiterinnen, Zwangsarbeiter und deren Kinder, erlangten ihre Freiheit zurück. Nach Kriegsende blieben viele ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter vorübergehend im Lager, bevor sie in ihre Heimatländer zurückkehren konnten.
Das Lager Mecklenbeck diente später, ab Oktober 1945, auch als Notunterkunft für Vertriebene und Flüchtlinge aus ehemals deutschen Gebieten, das Lager entwickelte sich zu einem wichtigen Auffangort im Landkreis Münster.
Auf Initiative der CDU in Mecklenbeck und des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters und Ratsherren Peter Wolfgarten hat die Stadt nun an dieser Stätte ein Mahn- und Erinnerungsort für die Opfer von Zwangsarbeit, Krieg und Gewalt geschaffen, der an das Leid während der NS-Zeit und des Krieges erinnern soll. Wolfgarten selbst trug in akribischer Detailarbeit Informationen zum Geschichtsort zusammen, er forschte im Stadtarchiv und befragte ältere Mitbürger als Zeitzeugen.
Die Informationsveranstaltung machte viele Anwesende betroffen, doch dabei bleibt es nicht. Der neu geschaffene Mahn- und Erinnerungsort bietet nun eine dauerhafte Gelegenheit, die Vergangenheit zu beleuchten und die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten. In einer Zeit, in der Frieden und Verständnis von so großer Bedeutung sind, trägt die Auseinandersetzung mit der Geschichte sicher dazu bei, Lehren für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen.
Friedensschüler und zahlreiche
Mecklenbecker Bürger nahmen an der Einweihung der Erinnerungsstele
teil.
Foto: CDU Mecklenbeck/Peter Wolfgarten.
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