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Leipzig ist kein Einzelfall: Auch der Allwetterzoo verfüttert eigene Tiere

 

MÜNSTER. Dieser Fall sorgte bundesweit für Aufregung: Im Zoo Leipzig ist ein zuvor geschlachtetes Zebra aus eigenem Bestand vor Besuchern an Löwen verfüttert worden. Ein Aufschrei ging durch den Blätterwald - die heile Tierpark-Idylle war jäh zerstört worden. Zootiere werden verfüttert? An andere Zootiere? Für viele war das unvorstellbar gewesen. Einen internationalen Skandal hatte es bereits 2014 gegeben, als der Kopenhagener Zoo ebenfalls vor den Augen von schockierten Besuchern eine getötete Giraffe zerlegte- und an seine Raubtiere verfütterte. In einer online-Petition forderten gar tausende Unterzeichner die Schließung des Zoos. Aber warum überhaupt werden in Zoos gesunde Tiere getötet und dann wiederum an andere Zootiere verfüttert? Und wie hält es eigentlich der Allwetterzoo? „Münster aktuell“ hat nachgefragt. Und Zoodirektorin Dr. Simone Schekah hat geantwortet.

Auch der Allwetterzoo verfüttert Zootiere. Foto: Siegmund Natschke


„Grundsätzlich machen wir keinen Unterschied, ob wir bei uns Rind, Kaninchen, Hühner, Antilopen oder gar Zebras verfüttern“, erläutert sie, stellt aber auch klar: “Alle Tiere, die wir bei uns aus eigenem Bestand verfüttern, wurden artgerecht gehalten und gefüttert, mussten nicht transportiert werden und wurden zudem durch geschultes Personal sachgerecht geschlachtet.“ Warum ist das überhaupt notwendig? Der Zoo Leipzig erklärte das damit, dass der besagte Zebra-Hengst aus eigener Zucht an keinen anderen Zoo vermittelt werden konnte. Schekah erläutert „Münster aktuell“ gegenüber: Zoos seien grundlegend immer darum bemüht, für den Nachwuchs von Zootieren geeignete Plätze in anderen zoologischen Einrichtungen oder gar in Auswilderungsprojekten zu finden. Als wissenschaftlich geführter Zoo mit einem guten Populationsmanagement der Tiere komme es daher nur in Ausnahmefällen dazu, dass über den Bedarf hinaus Nachwuchs geboren werde.

In der Regel ließe sich nämlich nicht planen, ob ein männliches oder weibliches Tier geboren werde. Gerade Huftiere lebten oftmals in Sozialverbänden mit einem Männchen und mehreren Weibchen. Hier könne es in Ausnahmefällen vorkommen, dass nicht alle neugeborenen Männchen untergebracht werden könnten und dann gegebenenfalls zu Futterzwecken geschlachtet würden, um das Fleisch an Raubtiere im Zoo zu verfüttern.

Zoodirektorin Dr. Simone Schekah. Foto: Stadt Münster.

Schekahs Fazit wird nicht allen gefallen: “Grundlegend stehen wir dem Verfüttern von im Zoo gehaltenen Tieren daher positiv entgegen.“ Selbstverständlich würden im Allwetterzoo aber keine lebenden Wirbeltiere verfüttert. Das verbiete schon das Tierschutzgesetz: „Lebende Wirbeltiere dürfen nur in begründeten Ausnahmefällen als Futter für Terrarientiere verwendet werden“, erläutert die Zoodirektorin und verweist bei ihrer Argumentation auch auf die Leitlinien des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ). Offenbar ist das Verfüttern von Zootieren also gängige Praxis – auch in Münster. Grund genug, auch weiter nachzufragen.



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