Direkt zum Hauptbereich

Amanda Cruz: Mein Leben zwischen Kuba und Münster

 MÜNSTER. Sie ist der neue aufsteigende Stern am Theaterhimmel in Münster: Amanda Cruz. Die Kubanerin begeistert mit ihren Tänzen, erobert die Herzen im Sturm, hat aber auch jede Menge zu sagen. Cruz verbindet die Aura eines Weltstars mit kluger Bescheidenheit, sie verknüpft Lebensfreude mit Nachdenklichkeit. Ab 2026 ist sie volles Mitglied des Ensembles vom Theater Münster. „Münster täglich“ hat mit ihr gesprochen.
Amanda Cruz erobert die Herzen im Sturm, hat aber auch jede Menge zu sagen. Fotos: Siegmund Natschke

Hallo Amanda, schön, Dich hier zu treffen. Wir befinden uns im Theater Münster: Das ist Dein Arbeitsplatz. Wann wusstest Du eigentlich, dass Du Tänzerin werden wolltest? Was findest Du am Tanzen so toll?

Schon von klein auf. Ich erinnere mich, dass ich vor dem Fernseher stand und jeden Tanz nachmachte, der dort gezeigt wurde. Meine Mutter bemerkte, dass ich gerne tanzte, und meldete mich schnell für Tanzunterricht an. Meine erste Stunde hatte ich bereits mit drei Jahren.

Du kommst aus Kuba! Viele Deutsche wissen nicht viel über Kuba... und verbinden damit vielleicht Fidel Castro und Zigarren... Jetzt kommt durch Dich noch das Tanzen hinzu! – Wann bist Du nach Münster gekommen und was gefällt Dir hier am meisten?
Tanzen ist ein wichtiger Bestandteil der kubanischen Kultur: Wenn die Musik spielt, wird getanzt. Ich kam im August 2022 nach Münster und habe mich sofort in die Stadt verliebt. Am meisten genieße ich es, mit dem Fahrrad über die Promenade zu fahren und die Sonnenuntergänge am Kanal zu beobachten. Aber ich spüre, dass die Stadt von einer sehr schönen Energie erfüllt ist. Das Publikum in Münster ist sehr dankbar und aufmerksam.

Du warst neulich wieder in Kuba zu Besuch und hast gepostet: „This is not Gaza, this is Cuba!“ Was meinst Du damit?
Die aktuelle Lage in Kuba ist erbärmlich. Die meisten kubanischen Mütter können ihre Kinder nicht ernähren. In ihren Häusern gibt es weder fließendes Wasser noch Strom; Stromausfälle sind an der Tagesordnung und können bis zu 48 Stunden dauern. Medikamente sind Mangelware. Der öffentliche Nahverkehr ist unzuverlässig. Die Preise sind so stark gestiegen, dass Kuba bei meinem letzten Besuch bis zu zehnmal teurer war als Deutschland, obwohl die Gehälter zwischen 20 und 50 Euro im Monat liegen. Das Land leidet unter extremer Armut. Die Bilder, die ich auf Instagram geteilt habe, sehen aus wie aus einem Kriegsgebiet. Eine Mutter mit drei Kindern in ihrem Haus im strömenden Regen – doch drinnen schien es noch heftiger zu regnen als draußen. Ich habe einen Vergleich mit Gaza gezogen, damit die Welt weiß, dass es auch in Kuba Kinder gibt, die dringend Hilfe benötigen.

Du warst jetzt zu Besuch beim Tanztheater Wuppertal! Wie kam es dazu?
Ich wurde vom Tanztheater Pina Bausch eingeladen, beim „Frühlingsopfer“ als Gasttänzerin mitzuwirken. Es war ein wahr gewordener Traum.

Wo kann man dich in Münster treffen, wenn du mal nicht auf der Bühne bist? Hast du ein Lieblingscafé oder einen Ort, wo du ganz besonders gerne bist?
Ich war sehr gerne im Café Lockvogel in der Neubrückenstraße. Das ist leider jetzt geschlossen.
Aber ich bin einmal in der Woche in Salsomania, wo ich kubanische Salsa unterrichte. Ich nehme aber auch am Tanzprogramm „Tanzunlimited“ teil, das Senioren im Theater angeboten wird. Das ist eine ideale Gelegenheit, Tänzer und Publikum miteinander in Kontakt zu bringen.                                       

Was sind Deine aktuellen Projekte?
Ich reise Ende November für sechs Wochen nach Kuba. Ich möchte meine Wurzeln wiederentdecken und meine alte Schule besuchen. Dort möchte ich die Inhalte meiner Tanzausbildung – sowohl afro-kubanische Tänze als auch klassische und moderne Techniken – wiederholen und gleichzeitig die Weihnachtsfeiertage zum ersten Mal seit acht Jahren mit meiner Familie verbringen.
Ab Januar bin ich wieder Vollzeit am Theater Münster tätig und nehme meine wöchentlichen Salsa-Kurse bei Salsomania wieder auf.

                                                                       Siegmund Natschke

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

McDonalds: Neues Restaurant in Münster?

  MÜNSTER. Die Gerüchte verdichten sich, und jetzt bekam „Münster täglich“ die entscheidende Stellungnahme von McDonalds Deutschland: Offenbar möchte die Fast-Food-Kette in Münster eine neue Filiale eröffnen – zumindest aber im Umland. Für die Domstadt wäre es die fünfte. Jeder weiß es: Bisher gibt es die Schnellrestaurants an der Ludgeristraße, an der Rudolf-Diesel-Straße und am Bahnhof (Berliner Platz). Außerdem gibt es einen „McDrive“ an der Weseler Straße. Nun ist Expansion angesagt. Bis 2027 soll es weltweit sage und schreibe 50.000 Filialen geben. Auch Deutschland ist von den ehrgeizigen Plänen betroffen. Und Münster. McDonalds plant neue Filialen. Foto: Siegmund Natschke. So werde aktuell in Deutschland eine Expansionsstrategie mit der Eröffnung von etwa 500 weiteren Restaurants verfolgt, heißt es von der McDonalds-Pressestelle auf Anfrage von „Münster täglich“: „Im Rahmen unserer Expansionspläne sind wir fortlaufend an neuen, wirtschaftlich vielversprechenden Standorten im...

Stadtbücherei Münster warnt vor ihren eigenen Büchern

MÜNSTER. „Das ist betreutes Lesen!“, schimpft ein Nutzer der Stadtbücherei. Gerade hat er sich hier einige Bücher ausgeliehen, doch als er sich den Lesestoff genauer ansieht, traut er seinen Augen nicht. In einem Band hat die Stadtbücherei einen kleinen Aufkleber angebracht, der es in sich hat. Es handelt sich nämlich um nichts anderes als um einen Warnhinweis. Folgender Text steht auf dem Aufkleber: „Der Inhalt dieses Werkes ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar". Starker Tobak. In bisher zwei Bücher hat die Stadtbücherei diese Bemerkung reingeklebt. Betroffen sind die Titel „Putin, Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud, das den Ukraine-Krieg thematisiert, und „2024 – das andere Jahrbuch: verheimlicht, vertuscht, vergessen“ von Gerhard Wisnewski. Beides sind Bestseller, entsprechen aber nicht dem herrschenden politischen Meinungsbild, sondern sind eher dem Umfeld der boomenden alternativen Medien zuzuordnen. Die Stadtbücherei...

Tabubruch: Stadt Münster kauft Galeria-Immobilie

  MÜNSTER. Die Stadt Münster bricht ein Tabu: Sie kauft das Galeria-Warenhaus des insolventen Signa-Konzerns an der Ludgeristraße – und lässt damit die Allgemeinheit für die Fehler eines Privatunternehmens aufkommen. Der Rat hat diesen Kauf in seiner letzten Sitzung beschlossen. Nicht-öffentlich. Aus „Datenschutzgründen“, wie es offiziell heißt. Der Kaufpreis soll im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Vertragsverhandlungen befinden sich bereits in der finalen Phase. Und die Stadt plant hier offenbar eine „Rochade“: Nach Abschluss des Kaufvertrags plant sie nämlich, das Gebäude an Galeria wieder rückzuvermieten. Die Stadt Münster kauft die Galeria-Immobilie zwischen Stubengasse und Ludgeristraße.  Foto: Siegmund Natschke. Der Stadt Münster gehört übrigens bereits jetzt schon der Großteil des fast 4.000 Quadratmeter großen Grundstücks. Das Warenhaus wurde im Jahr 1962 auf einem rund 2.300 Quadratmeter großen, städtischen Grundstück errichtet – damals unter...