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Serie "Meine besten Geschichten", Teil 15: der Klaus-Kinski-Fotograf

 Ich bin jetzt bald genau 15 Jahre im Lokaljournalismus. Ein Jubiläum, das mich sehr stolz macht. Ich habe in dieser Zeit jede Menge erlebt, unzählige Termine gehabt, viele Menschen getroffen und vor allem: ganz viele Artikel geschrieben. Es sind über 10.000 geworden... Eine enorme Zahl, die mein Archiv groß werden lässt. Es sind darunter unheimlich starke und spannende Geschichten, die es lohnen, nochmal erzählt zu werden. Für „Münster täglich“ krame ich ein bisschen in diesem Archiv und hole die besten Geschichten aus fünfzehn Jahren nochmal hervor. Die gibt’s jetzt ab sofort in der neuen Serie „Meine besten Geschichten“ zu lesen: www.muenster-taeglich.de. Weiter geht’s mit Folge 15 und dem Klaus-Kinski-Fotografen Beat Presser

Beat Presser hat Kinski aus nächster Nähe fotografiert. Foto: Siegmund Natschke

Genie und Wahnsinn - bei kaum einem anderen Schauspieler lagen die Extreme so nah beieinander wie bei Klaus Kinski. Trotzdem oder gerade deswegen rissen sich die Regisseure um den exzentrischen Darsteller. So wie Werner Herzog, der ihm in immerwährender Hassliebe verbunden war und ihn für das Dschungel-Epos „Fitzcarraldo“ besetzte.

Während der strapaziösen Dreharbeiten konnte der Fotograf Beat Presser Kinski aus nächster Nähe erleben – und fotografieren. „Ich habe mir gedacht, dass Sie alle gekommen sind, um zu hören, was er alles verbrochen hat“, sagt Presser verschmitzt den 100 Zuhörern im Westpreußischen Landesmuseum. Dort sind zurzeit seine besten Kinski-Fotografien ausgestellt. Die Geschichten dazu liefert sein Vortrag mit dem vielsagenden Titel „Fotografie im Ausnahmezustand“.

1981, im Regenwald Perus: Die Dreharbeiten zu „Fitzcarraldo“ gestalten sich immer schwieriger. Das Verhältnis zwischen Klaus Kinski, der die Hauptrolle spielt, und der Crew spitzt sich zu. Unkontrollierte Wutausbrüche des Darstellers unter denen mal der Koch, mal Werner Herzog zu leiden haben, wechseln sich mit sanftmütigen Phasen ab. Die Indios, denen dieses Verhalten fremd ist, fürchten sich, bieten Herzog sogar an, Kinski zu töten. Es ist ein Krieg, der sich in der stickig-heißen Luft Südamerikas abspielt. So stellt es zumindest Herzog in seiner Dokumentation „Mein geliebter Feind“ dar.

„Gar nichts stimmt, was er sagt“, meint dagegen Presser – jedoch nicht ohne Augenzwinkern. Und er setzt sogar noch einen drauf: „Der nächste Film ´Cobra Verde´ war noch viel extremer. Da wurde Kinski wirklich zur Bestie.“ Der Grund: “Die Freundschaft der beiden hatte sich auseinanderdividiert. Kinski hatte keine Lust mehr, für Herzog irgendetwas zu machen.“ Ganz anders das Verhältnis von Beat Presser und Kinski: “Es war schwierig, mit ihm zu arbeiten , aber ich habe nichts abbekommen.“ Das sei ein Glück für ihn gewesen, denn ohne Kooperation wären seine Fotografien nicht möglich gewesen: “Wenn wir uns gestritten hätten, wäre ich in das nächste Flugzeug gestiegen.“ Presser betonte das besondere Vertrauen, das zwischen ihm und dem großen Schauspieler geherrscht habe. Und genau das sieht man den Fotografien auch an. Kinski in all seinen Facettenist hier abgelichtet worden: mal schreiend vor Indios, mal in Welteroberer-Pose, dann aber auch mit fast zarten Gesichtszügen. Bekannt wurde eine sehr extreme Fotografie, auf der Kinski Herzog eine Machete an die Kehle hält. „Das Foto durfte zwanzig Jahre nicht gezeigt werden“, sagt Presser. Doch genau dieses suchte das Westpreußische Landesmuseum für eine Ausstellung über Persönlichkeiten aus Westpreußen, Kinski stammt ursprünglich aus Danzig. „So ist der Kontakt zu Beat Presser zustandegekommen. Und dann hatten wir die Idee zu der Ausstellung, die genau auf unsere Räume zugeschnitten werden sollte“, sagt Martin Steinkühler, stellvertretender Leiter des Westpreußischen Landesmuseums.

Presser denkt gerne an seine Zeit mit Kinski zurück: “I n solchen Extremsituationen ist man so voneinander abhängig, dass diese Begegnungen das Wort ´Freundschaft´ verdienen.“ Und am Ende bekommt er selbst noch ein Kompliment:“Sie sehen ja aus wie Klaus Kinski!“, meint ein Zuhörer.


(C) Siegmund Natschke

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