MÜNSTER. Münster sucht den künftigen Oberbürgermeister der Stadt. Nach fast sechzehn Jahren Amtszeit tritt Markus Lewe nicht mehr erneut an. Das heißt: Es wird ein neues Stadtoberhaupt geben. Viele Augen blicken nun auf Dr. Georg Lunemann. Die Christdemokraten schicken den Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ins Rennen. Wofür steht der „Westfale in Münsterland“, wie er sich selbst nennt, was sind seine zentralen Vorhaben, und wie ist er als Mensch? Antworten gibt er selbst – im großen Wahlinterview mit „Münster täglich“.
1) Warum haben Sie sich entschieden, ihren Hut in den Ring zu werfen und sich als Oberbürgermeisterkandidat zur Verfügung zu stellen?
Kurz und knapp: Ich lebe gerne in Münster, ich leite gerne eine Verwaltung – die Aufgabe reizt mich. Münster ist eine tolle Stadt. Jeder hat schon erlebt, dass Gäste uns Münsteranerinnen und Münsteraner beneiden. Die Lebensqualität ist schon ziemlich einzigartig. Aus meinen bisherigen beruflichen Erfahrungen weiß ich aber nur zu gut, dass das nicht selbstverständlich und schon gar nicht für alle Zeiten festgeschrieben ist. – auch wenn manche das zu denken scheinen. Wir müssen permanent daran arbeiten, diese Lebensqualität in den verschiedenen Feldern zu erhalten und auszubauen, dürfen aber nicht vergessen, auch die Grundlagen dafür zu schaffen, dass dies überhaupt möglich ist. Dazu will ich meinen Beitrag leisten.
2) Wo sehen Sie
Ihre Stärken, aber auch mögliche Schwächen? Wo haben Sie "mehr
zu bieten" als ihre politischen Mitbewerber der anderen
Parteien?
Für die echten
Paohlbürger ist es sicher eine Schwäche, dass ich kein
gebürtiger Münsteraner bin. Aber ich bin Westfale aus dem
Münsterland, das macht es vielleicht erträglicher. Zu meinen
Stärken zähle ich dass ich große sehr
unterschiedliche Verwaltungsapparate aus nächster Nähe und aus
Führungsverantwortung kenne. Bundeswehr, Stadtverwaltung
Gelsenkirchen und Landschaftsverband Westfalen-Lippe– mehr
Kontrast geht nicht.
3) Die Kommunen
stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand - was raten Sie Münster,
damit der Haushalt stabil bleibt?
Es wird uns nichts
anderes übrig bleiben, als Prioritäten zu setzen. Nach
meiner Beobachtung kann Münster das außerordentlich gut, so
dass am Ende fast alles besonders prioritär und besonders
wichtig ist. Man wird aber auch den Mut haben müssen, mal etwas
für nicht so wichtig zu halten.
4) Was werden zentrale Vorhaben für Ihre ersten 100 Tage sein?
Die Frage kann man
als OB-Kandidat so gar nicht seriös beantworten, weil es
ganz
entscheidend sein wird, welche Ratsmehrheit es nach der
Kommunalwahl gibt. Dort wo der Oberbürgermeister alleine
entscheiden kann, werde ich viel Wert auf eine moderne Einstellung
und eine effiziente Verwaltungsführung legen.
5) Wie kann in
Münster Wohnraum wieder bezahlbar werden?
Auch auf dem
Wohnungsmarkt bilden Angebot und Nachfrage den Preis. Die Nachfrage
ist hoch, also müssen wir auch das Angebot erhöhen. Leider haben
nicht alle von der Verwaltung vorgeschlagenen neuen Wohngebiete
eine Mehrheit im Rat gefunden.
6) Streben Sie grundlegende Änderungen in der Verkehrspolitik an?
Verkehrspolitik ist
ein gutes Beispiel dafür, was es heißen kann, Prioritäten zu
setzen.
Mich erstaunt immer noch, dass der Masterplan Mobilität
mit den dort aufgezeigten Zukunftsszenarien so wenig Beachtung in
der Diskussion findet und man einfach so weiterdiskutiert wie
bisher. Da wird doch relativ klar geschildert, dass auf dem Weg
zur klimaneutralen Stadt eigentlich nur der ÖPNV-Anteil im
Verkehrsmix noch nennenswert gesteigert werden kann. Der
Fahrrad-Anteil lässt sich dagegen kaum noch steigern. Weil aber
so viele Menschen Fahrrad fahren – was außerordentlich gut ist -
neigen wir politisch dazu, denen besonders Gutes zu tun. Für das
Klima bringt es aber wenig, wenn die vielleicht lieber und
bequemer Fahrrad fahren, aber nicht wesentlich mehr. Beim ÖPNV
sieht das schon anders aus.
7) Sind Sie
eigentlich Preußen-Fan?
Ich bin in erster
Linie Sport-Fan und bedauere sehr die allgemeine Fokussierung
auf den Fußball, auch wenn man die gesellschaftliche Bedeutung
des Fußballs als Mannschaftssport, der die verschiedensten
Milieus miteinander verbindet, gar nicht hoch genug schätzen
kann. Aber Münsters Sportvereine leisten in ganz vielen Bereichen
und den verschiedensten Sportarten hervorragende Arbeit. Ich will da
jetzt gar keine einzelnen Beispiele nennen. Aber gerade aus
meiner Arbeit beim LWL weiß ich, welche Bedeutung der
Behindertensport hat. Da würde ich als OB einen besonderen
Akzent setzen wollen.
8) Schauen Sie Münster-Tatort und Wilsberg?
Wilsberg habe ich
schon gelesen als der noch gar nicht verfilmt wurde. Ansonsten
ist
das natürlich eine Fangfrage. Sage ich ja, monieren die
einen, ob ich nichts Besseres zu tun hätte. Sage ich nein, heißt
es bei den anderen, der interessiert sich nicht für Münster.
Ich will aber auf einen anderen Aspekt hinweisen: Beide Serien sind
für Münster Gold wert und die Stadtverwaltung kann es sich hoch
anrechnen, beiden Serien mit zum Erfolg verholfen zu haben. Alle
drei Hauptdarsteller sind aber zumindest in der Nähe des
Rentenalters, so dass wir uns als Stadt auch auf Veränderungen
einstellen müssen und neuen Formaten die besten Rahmenbedingungen
bieten sollten, wenn wir Münsters Medienpräsenz dauerhaft sichern
wollen.
(C) Siegmund Natschke
Kommentare
Kommentar veröffentlichen