MÜNSTER. Die Stadt Münster will die Barrierefreiheit im Historischen Rathaus und im Stadtweinhaus verbessern. Der Rat hatte hierzu bereits im Dezember vergangenen Jahres ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen. Nun wird das Vorhaben in die Tat umgesetzt. Was konkret wird verändert, wie barrierefrei werden die Gebäude? „Münster täglich“ gibt einen Überblick.
Die wohl wichtigste vom Rat beschlossenen Maßnahme -und von vielen Menschen mit Behinderung sehnlichst gewünschte- ist der Umbau des vorhandenen Aufzugs im Stadtweinhaus. Erst zukünftig wird er dann wirklich der offiziellen DIN-Norm für einen Aufzug entsprechen, der für einen Rollstuhlfahrer und eine Begleitperson gedacht ist. Die Mindestvorgabe ist dabei unter anderem ein Innenraum mit einer Fläche von exakt 1,1 mal 1,4 Metern und eine 90 Zentimeter breite Tür, was sich dennoch in der Praxis als immer noch zu klein erweist. Die Bedürfnisse von Menschen mit einer Sehbehinderung werden im münsterschen Rathaus unter anderem über taktile Bedienelemente und eine akustische Etagenansage berücksichtigt.
Der Aufzug ist über die Gasse zwischen Rathaus und Stadtweinhaus zu erreichen. Die dortige Eingangstür zum Stadtweinhaus soll durch eine Automatiktür mit Glasfenster ersetzt, und der Flur vor dem Aufzug besser beleuchtet werden. Mit dem Aufzug sind auch zukünftig sowohl der Ratskeller, als auch die beiden Obergeschosse des Stadtweinhauses zu erreichen. Den ursprünglichen Plan, einen neuen zusätzlichen Aufzug zu errichten, verfolgt die Stadt nach dem Beschluss des Rates allerdings nicht mehr.
Um vom ersten Obergeschoss des Stadtweinhauses in den Festsaal und die Rüstkammer des Rathauses zu gelangen, ist an beiden Zugängen jeweils ein Rollstuhl-Schrägaufzug montiert. Diese erhalten im Zuge der geplanten Maßnahmen größere Plattformen mit einer Fläche von 1,3 mal 0,9 Metern sowie einer erhöhten Tragfähigkeit von 350 Kilogramm. Der Schrägaufzug zum Festsaal wird außerdem von der linken auf die rechte Treppenseite verlegt, um eine gradlinigere Strecke zu ermöglichen.
Diese Schrägaufzüge zum Festsaal und zur Rüstkammer können die Nutzer durch den geplanten Umbau nach einer persönlichen Einweisung selbstständig benutzen, wie die Stadt auf „Münster täglich“-Anfrage mitteilt. Die notwendige "persönliche Einweisung" und das Gebot der Selbstständigkeit widersprechen sich allerdings. Auch zurzeit ist eine selbstständige Bedienung nicht möglich. Die anderen Vorrichtungen können die Nutzer allerdings bereits jetzt selber bedienen.
Im ersten Obergeschoss des Stadtweinhauses wird ein bisheriger Abstellraum zu einer neuen barrierefreien Toilette umgebaut. Diese ergänzt zukünftig das bestehende und geräumige WC für Menschen mit Behinderung im zweiten Obergeschoss des Gebäudes. Die Bürgerhalle und der Friedenssaal im Erdgeschoss des Historischen Rathauses sind für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, auch zukünftig über die bestehende Hebebühne in der Gasse zwischen Stadtweinhaus und Rathaus zu erreichen.
Voraussichtlich im Sommer 2025 starten die Umbauarbeiten. Die Aufzüge und Hebebühnen sind allerdings jetzt schon nutzbar. In den Planungsprozess wurde die Kommission zur Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen einbezogen. Die Gesamtkosten für die geplanten Maßnahmen belaufen sich auf rund 430.000 Euro.
Das Rathaus soll barrierefrei werden. Foto: Siegmund Natschke.
(C) Siegmund Natschke
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