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„Sucht kennt keine Pause“ – Hoffnung und Hilfe bei der Kreuzbundgruppe Roxel

 ROXEL. „Jeder kann abhängig werden“, sagt Dieter Babetzky, der Leiter der Kreuzbundgruppe Roxel, einer Gemeinschaft für Alkoholkranke, die auch in der Zeit nach Weihnachten aktiv ist. Das ist umso wichtiger, als dass viele Hilfsangebote gerade in dieser Zeit pausieren. Doch: „Eine Sucht kennt keine Pause“, sagt Babetzky. Und so trafen sich am Montag im St.-Pantaleon-Pfarrzentrum Betroffene, die über ihre Erfahrungen sprachen. Welche Versuchungen gab es jetzt in der Weihnachtszeit? Gab es Rückfälle? Und was raten Betroffene, die es „geschafft“ haben anderen, die noch nicht soweit sind?
Die Kreuzbundgruppe traf sich unter der Leitung von Dieter Babetky (Mitte) zum Erfahrungsaustausch.  Foto: Siegmund Natschke

„Man kann uns immer sprechen“, sagt Babetzky. „Hier sind Betroffene, die gerade frisch trocken sind und welche, die schon sehr lange Zeit nichts mehr trinken.“, sagt Werner Terbrack, der sich wie Babetzky auch im Vorstand des Kreuzbund-Stadtverbandes engagiert. Und gerade von denen könne man lernen: “Es geht einfach.“ Den Weg aus der Sucht – den haben die 20 bis 25 Betroffenen, die sich in Roxel regelmäßig treffen, gefunden. Und sie profitieren voneinander, denn Alkoholkranke wissen um die Probleme anderer Betroffener. Und wann dieses Problem eigentlich beginnt. „Wenn man mehr trinkt, öfter trinkt, wenn man Gelegenheiten sucht zu trinken“, erklärt Babetzky. Diese Gelegenheiten gibt es gerade in der Weihnachtszeit zuhauf: Da sind die Weihnachtsfeiern mit Kollegen, der Glühweinstand gleich nebenan oder der Besuch an den Feiertagen, der selbst alkoholische Getränke zu sich nimmt. Doch auch im Sommer hört die Versuchung nicht auf, denn da locken Bier- und Weinfeste. In der Kreuzbundgruppe jedoch sind alle „stabil“, der Zusammenhalt hilft, das miteinander Reden. Babetzky selbst rührt seit über zwanzig Jahren keinen Tropfen mehr an. Und so kann er Betroffenen auch raten, was zu tun ist. Etwa sich einer Therapie zu unterziehen. Verschiedene Formen gibt es: stationäre, ambulante und auch Therapien in einer Tagesklinik. Wenn diese beendet sind, dann beginnt der Alltag – und die erneuten Versuchungen: „Dann kommen wir.“, sagt Babetzky. Rückhalt und Erfahrungsaustausch gibt es bei den montaglichen Treffen der Kreuzbundgruppe. Jeder hat die Abhängigkeit selbst erlebt: „Wir sind alle da rausgekommen.“
Am Montag waren auch neue Gesichter dabei. Ganz offen sprachen sie über ihre Ängste, ihre Erfolge in der Bekämpfung der Alkoholkrankheit, aber auch über mögliche Rückfälle. Damit diese Offenheit gewährleistet bleibt, ist für alle Verschwiegenheit das oberste Gebot. Was in der Gruppe erzählt wird, das bleibt in der Gruppe. „Geschichten die Hoffnung machen“- so lautete das Motto dieses Abends. Eine solche Geschichte, die Hoffnung machte, konnte Buchautor Bernd Goebel beitragen, der aus seinem Leben erzählte – und von seinem erfolgreichen Weg aus der Abhängigkeit. Weitere Infos unter Tel. 0151/10 71 74 16 (Dieter Babetzky) und im Internet: www.kreuzbund-muenster.de.


(C) Siegmund Natschke


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