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Serie „Münster kulinarisch“: Das Café Schucan

 MÜNSTER. Münster hat viele Legenden. Eine davon ist das Café Schucan, von dem heute noch viele Münsteraner schwärmen. Alles begann im Jahr 1836. Da eröffnete der Schweizer Johann Gaudenz Steiner eine Konditorei am Prinzipalmarkt, die später von Otto Schucan übernommen wurde. Er hatte auch die Idee für ein angegliedertes Café, das in der Domstadt schnell zu einem gesellschaftlichen Hotspot avancierte und vor allem für seine feinen Zuckerbackwaren geliebt wurde. Auch nach dem Krieg konnte das Kult-Café nahtlos an alte Glanzzeiten anknüpfen. Aber wie war das damals eigentlich, in dem so glanzvollen Café Schucan zu speisen? Eine heute 83jährige Münsteranerin kann davon berichten.

Das Café Schucan ist eine münstersche Legende. Foto: Stadtmuseum Münster.

„Ich erinnere mich genau“, sagt sie: “Ich war neun Jahre alt. Das war 1950. Die jüngere Schwester meiner Mutter, also meine Tante, kam zu Besuch bei uns und sagte:´Hier in Münster soll es so ein vornehmes Café geben´.“ Und das hieße Café Schucan und wäre am Prinzipalmarkt: “Die Tante sagte zu meiner Mutter, dass sie dort nicht so gerne alleine sitzen wollte. Ob ich denn wohl mitkommen könnte in das Café. Ich hatte keine große Lust und wollte lieber spielen. Schließlich bin ich aber doch mitgegangen. Ich sollte mein bestes Kleid anziehen, sagte die Tante. Und so gingen wir vom Geistviertel, wo ich mit meiner Mutter wohnte, bis zum Prinzipalmarkt. Im Café Schucan war es sehr voll. Wir setzten uns schließlich an einen der Tische, der noch frei war. Meine Tante gab mir Anweisungen: “Still sitzen bleiben!“, „Nicht umdrehen!“ Und: „Nicht laut sprechen, hier ist es vornehm!“ Da beginnt die Zeitzeugin zu schmunzeln: „Das fiel mir besonders schwer, aber da kam schon die Kellnerin mit einem heißen Kakao für mich.“ Der habe so lecker geschmeckt, dass sie sich bis heute daran erinnern könne: „Später, als Erwachsene, war ich wieder im Café Schucan, und das sehr oft. Es gab eine riesige Auswahl an Torten und Kuchen. Als das Café 1989 geschlossen wurde, habe ich das sehr bedauert.“ Es habe ihr sehr leid getan, als dieses vornehme Lokal zumachte: „So ein schönes Café hat Münster nicht mehr.“

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