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Serie "Meine besten Geschichten": Teil 3: Der Ultramarathonläufer

  Ich bin jetzt bald genau 15 Jahre im Lokaljournalismus. Ein Jubiläum, das mich sehr stolz macht. Ich habe in dieser Zeit jede Menge erlebt, unzählige Termine gehabt, viele Menschen getroffen und vor allem: ganz viele Artikel geschrieben. Es sind über 10.000 geworden... Eine enorme Zahl, die mein Archiv groß werden lässt. Es sind darunter unheimlich starke und spannende Geschichten, die es lohnen, nochmal erzählt zu werden. Für „Münster täglich“ krame ich ein bisschen in diesem Archiv und hole die besten Geschichten aus fünfzehn Jahren nochmal hervor. Die gibt’s jetzt ab sofort in der neuen Serie „Meine besten Geschichten“ zu lesen: www.muenster-taeglich.de . Weiter geht’s mit Folge 3 und dem Ultramarathonläufer Mark Stenzel:

Er wird es tun. Mark Stenzel wird 230 Kilometer am Stück laufen. Der Roxeler trainiert jetzt schon für die „Tortour de Ruhr“, die am Pfingstsamstag 2020 stattfindet. „Wichtig ist das Ankommen“, sagt der Ultramarathonläufer. Er kann sich noch genau daran erinnern, wie er zu dem Sport kam. Der erste Trainingskilometer war der schwerste: „Ich dachte, der Arzt müsste kommen.“

Mark Stenzel ist Ultramarathonläufer. Foto: Siegmund Natschke.

34 Grad sind es auf der Roxeler Sportanlage. Fast gemütlich läuft Mark Stenzel seine Runden. Erst 2016 hat er mit dem Laufen begonnen. „Ich wog 125 Kilo und bekam schlecht Luft.“ Der Arzt empfahl ihm Sport zu treiben. Wenn Stenzel etwas tut, dann richtig. Von einem Tag auf den anderen lebte er zuckerfrei, achtete auf genug Kohlenhydrate und verschrieb sich dem „FdH“-Prinzip („Friss die Hälfte“).

Zweieinhalb Runden auf dem Roxeler Sportgelände, das sind 1000 Meter. Für Stenzel war das das Äußerste, was er laufen konnte. Doch schnell wurde es besser. Nach einem halben Jahr waren es schon zehn Kilometer. Freunde und Bekannte glaubten noch nicht, dass er durchhalten würde: „Irgendwann sitzt du wieder in der Pommesbude und trinkst dein Bier“, sagten sie. Doch weit gefehlt. Nach seinem ersten Marathon sagte sich der Roxeler: „Wie, war das schon alles?“ Er setzte sich neue Ziele. Die Langstrecken waren es, die ihn faszinierten. Inzwischen kennt er viele Wettbewerbe. Mal läuft er von Sylt bis zur Zugspitze, mal auch „nur“ einen Halbmarathon.

„Vieles liegt am Kopf“, meint Stenzel: „Du denkst, der Schmerz wird irgendwann größer, aber das wird er nicht“, weiß er. Sein Ziel ist klar: „Es geht nicht darum, der Schnellste zu sein. Es geht darum, es überhaupt zu schaffen.“

Weniger als ein Jahr ist es noch, dann macht Stenzel bei der legendären „Tortour de Ruhr“ mit. Es geht los in Winterberg, wo die Ruhr entspringt, und endet in Duisburg. Dort mündet der Fluss in den Rhein. Stenzel hat sich eines fest vorgenommen: „Ich werde auch einmal stehenbleiben und die Landschaft genießen.“ Das ist nämlich gestattet, wichtig ist nur, die 230 Kilometer in höchstens 36 Stunden zu laufen: „Ich könnte sogar zwischendurch schlafen“. Das wird der Ultramarathonläufer wohl nicht, aber eine Pizzapause ist gesetzt. Ein sechsköpfiges Team begleitet ihn, es wird ihn motivieren und für die Ernährung sorgen. „Das wird wohl für sie anstrengender als für mich.“ Das Sextett wechselt sich ab, zwischendurch wird Stenzel auch mal ganz alleine sein.

Ab einem gewissen Punkt könne der Körper nicht mehr schneller werden, sagt er. Dann geht es wieder um den Kopf. Mentales Training helfe. Aber, eines, das habe er seiner Freundin dann doch versprochen, die ebenfalls passionierte Läuferin ist: Längere Touren als die 230 Kilometer werden es nicht mehr. Im Moment trainiert der Sportler sechsmal in der Woche, auch Radfahren und Schwimmen hat er in den Trainingsplan aufgenommen. Blickt er zurück, kann er kaum glauben, was geschehen ist. Ob das eine große Leistung gewesen sei? „Das sollen andere beurteilen“, meint er bescheiden. Aber eines, das ist ihm klar: „Für mich war das der beste Weg.“


(c) Siegmund Natschke


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