Direkt zum Hauptbereich

Die Wahrheit im Bürgerkrieg- Dokumentarfilm über Hasan Alhasans Fluchtlyrik

 MÜNSTER. Manchmal kommt die Wahrheit poetisch daher: „Der Baum, der die Stiele der Äxte gebar, weiß, dass seine Söhne im Winter mit dem Holzfäller zurückkommen, um ihn zu den Herdfeuern zu schleppen“, so der erste Vers eines schmerzhaft eindringlichen Gedichts des syrischen Dichters Hasan Alhasan.

Hasan Alhasan. Foto: privat.

Der wird in seiner Heimat aufgrund seiner Veröffentlichungen und seiner schonungslos ehrlichen Lyrik, die viel mit Metaphern und Allegorien arbeitet, verfolgt. Die Natur wird bei ihm zum Verkünder verbotener Einsichten. Der Baum als Sinnbild für das Schicksal eines vom Bürgerkrieg heimgesuchten Landes, das daran nicht weniger als zugrunde geht. Die einzigartige Dichtkunst von Alhasan wurde nun ins Deutsche übersetzt – vom syrischen Literaturwissenschaftler Abdo Abboud. Einzigartig ist auch, dass daraus ein aufrüttelnder Dokumentarfilm entstanden ist, produziert wurde er vom Deutsch-Arabischen Literaturkreis ArDeLit.net. Sieben ausgewählte Gedichte von Alhasan stehen dabei im Mittelpunkt – in Deutsch gelesen vom Journalisten Peter Sauer, der aus den Worten des Lyrikers deren beeindruckende Essenz klar herauskristallisieren kann. Es ist eine Botschaft, die der Leser und Zuschauer da hören kann. Eine, die der Gewalt und dem Krieg etwas entgegenzusetzen hat. Filmemacher Georg Schaaf gelingt es mit ganz unterschiedlichen Methoden, das mutige Werk des Dichters zu durchdringen, mittels Musik, Malerei und Gespräch. Die Fluchterfahrung von Alhasan, der seit 2015 in Deutschland lebt, wirkt so allumfassend wie unfassbar, doch sie mündet auch in etwas, das besonders wertvoll ist – in die Hoffnung auf eine Brücke zum Frieden. Als ein Sieg des Intellekts über die Brutalität. Der Zuschauer darf sich auf Alhasans Gedichte ebenso freuen wie auf Kompositionen des libanesischen Musikers und Autors Elias Kattan und Gemälde des syrisch-kurdischen Künstlers Gamal Kalil.

Peter Sauer, Abdo Abboud und Georg Schaaf (v.l.) im Gespräch über die syrische Fluchtlyrik.

Foto: Filmstill. 

Der 40minütige Dokumentarfilm „Syrische Fluchtlyrik und ihre Klangmembrane“, der in der münsterschen Diözesanbibliothek entstanden ist, kann auf youtube angeschaut werden:

Der Dokumentarfilm wird im Rahmen eines Filmabends der VHS Münster aufgeführt. Hier gibt es Infos: Link

------
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie mich bitte, damit unabhängiger Journalismus aus Münster auch weiterhin möglich ist.
Einfach per Überweisung: Siegmund Natschke,

IBAN: DE87 4005 0150 0034 1123 26 bei der Sparkasse Münsterland Ost (SWIFT-BIC: WELADED1MST). Stichwort: "Münster täglich". Jeder Betrag ist willkommen, vielen Dank! Ihr und Euer Siegmund Natschke.



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

McDonalds: Neues Restaurant in Münster?

  MÜNSTER. Die Gerüchte verdichten sich, und jetzt bekam „Münster täglich“ die entscheidende Stellungnahme von McDonalds Deutschland: Offenbar möchte die Fast-Food-Kette in Münster eine neue Filiale eröffnen – zumindest aber im Umland. Für die Domstadt wäre es die fünfte. Jeder weiß es: Bisher gibt es die Schnellrestaurants an der Ludgeristraße, an der Rudolf-Diesel-Straße und am Bahnhof (Berliner Platz). Außerdem gibt es einen „McDrive“ an der Weseler Straße. Nun ist Expansion angesagt. Bis 2027 soll es weltweit sage und schreibe 50.000 Filialen geben. Auch Deutschland ist von den ehrgeizigen Plänen betroffen. Und Münster. McDonalds plant neue Filialen. Foto: Siegmund Natschke. So werde aktuell in Deutschland eine Expansionsstrategie mit der Eröffnung von etwa 500 weiteren Restaurants verfolgt, heißt es von der McDonalds-Pressestelle auf Anfrage von „Münster täglich“: „Im Rahmen unserer Expansionspläne sind wir fortlaufend an neuen, wirtschaftlich vielversprechenden Standorten im...

Stadtbücherei Münster warnt vor ihren eigenen Büchern

MÜNSTER. „Das ist betreutes Lesen!“, schimpft ein Nutzer der Stadtbücherei. Gerade hat er sich hier einige Bücher ausgeliehen, doch als er sich den Lesestoff genauer ansieht, traut er seinen Augen nicht. In einem Band hat die Stadtbücherei einen kleinen Aufkleber angebracht, der es in sich hat. Es handelt sich nämlich um nichts anderes als um einen Warnhinweis. Folgender Text steht auf dem Aufkleber: „Der Inhalt dieses Werkes ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar". Starker Tobak. In bisher zwei Bücher hat die Stadtbücherei diese Bemerkung reingeklebt. Betroffen sind die Titel „Putin, Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud, das den Ukraine-Krieg thematisiert, und „2024 – das andere Jahrbuch: verheimlicht, vertuscht, vergessen“ von Gerhard Wisnewski. Beides sind Bestseller, entsprechen aber nicht dem herrschenden politischen Meinungsbild, sondern sind eher dem Umfeld der boomenden alternativen Medien zuzuordnen. Die Stadtbücherei...

Tabubruch: Stadt Münster kauft Galeria-Immobilie

  MÜNSTER. Die Stadt Münster bricht ein Tabu: Sie kauft das Galeria-Warenhaus des insolventen Signa-Konzerns an der Ludgeristraße – und lässt damit die Allgemeinheit für die Fehler eines Privatunternehmens aufkommen. Der Rat hat diesen Kauf in seiner letzten Sitzung beschlossen. Nicht-öffentlich. Aus „Datenschutzgründen“, wie es offiziell heißt. Der Kaufpreis soll im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Vertragsverhandlungen befinden sich bereits in der finalen Phase. Und die Stadt plant hier offenbar eine „Rochade“: Nach Abschluss des Kaufvertrags plant sie nämlich, das Gebäude an Galeria wieder rückzuvermieten. Die Stadt Münster kauft die Galeria-Immobilie zwischen Stubengasse und Ludgeristraße.  Foto: Siegmund Natschke. Der Stadt Münster gehört übrigens bereits jetzt schon der Großteil des fast 4.000 Quadratmeter großen Grundstücks. Das Warenhaus wurde im Jahr 1962 auf einem rund 2.300 Quadratmeter großen, städtischen Grundstück errichtet – damals unter...