MÜNSTER/NEW YORK. Richard Serra ist ein Bildhauer von Weltruf, der den Weg nach Nienberge gefunden hat. Als er das Haus Rüschhaus sah, soll er ausgerufen haben: „Oh, that´s the place!“ Für seinen Beitrag zur Skulptur.Projekte 1997 wählte er diese idyllische wie auch geschichtsträchtige Umgebung. Vorgestern ist der US-amerikanische Bildhauer in New York verstorben.
Es ist ein Quader, 40 Tonnen schwer und aus massivem, wetterfestem Stahl hergestellt. Es trägt den Namen „Dialogue with Johann Conrad Schlaun“ und bezieht sich künstlerisch auf das vom barocken Baumeister geschaffenen Haus Rüschhaus. Doch sein Werk war auch der Zielpunkt von Grafitti-Künstlern. Mancher nimmt es mit Humor und kann einem Schmunzeln nicht widerstehen. Ein rotes Herz war so etwa lange auf dem Stahl-Quader zu sehen, dahinter wurde der Name „Simone“ draufgesprayt. Keine Frage: Hier hatte jemand seiner Angebeteten eine Graffiti-Liebeserklärung hinterlassen.
Prof. Dr. Wolfgang Etz ist Nienberger und Mitglied im Lions Club, der vor der Skulpturausstellung 1997 die künstlerische Auseinandersetzung mit Johann Conrad Schlaun initiiert hatte und auch damals Serravon dem Projekt überzeugen konnte, ist hier weniger zum Lachen zumute. Er ist über das Beschmieren des Kunstwerkes traurig: „Es zeigt, dass man sich zu wenig mit dem Kunstwerk auseinandersetzt.“ Er selber kann hierfür jede Menge Beispiele aufzählen. Etwa eine niederländische Ausflüglergruppe, die ihre Fahrräder an dem Quader anlehnte und fragte, wo denn die Skulptur sei. Oder direkte Reaktionen auf die Person von Etz. „Ich werde gefragt, ob ich mit dem Kunstwerk etwas zu tun habe. Und dann wird gesagt: Das ist ja jetzt eine Katastrophe!“
Die Leute wüssten zu wenig über die Skulptur von Serra. Auch ein Hinweisschild vor dem Haus Rüschhaus fehle, bemängelt Etz. Insbesondere deshalb, weil das Kunstwerk mit der Architektur von Schlaun korrespondiere und mit der Baumallee am Rüschhaus eine Linie bilde. Mangelnde Aufklärung hat er als eine Ursache für den Vandalismus festgemacht. Doch was kann man für die Skulptur selber tun?
„Man müsste hier einmal mit dem Sandstrahlreiniger rübergehen“, meint Prof. Dr. Ralf Scherer vom Lions Club. Doch er und Etz wollen Eigeninitiative, immerhin sei auch die Skulptur durch bürgerschaftliches Engagement und Gemeinsinn entstanden. „Wir wollen die Münsteraner bei ihrem schlechten Gewissen packen!“, sagt Scherer. Und vielleicht, so meint er, könne auch die Stadt Münster handeln: „So wie bei den Aasee-Kugeln.“ Die würden auch von Zeit zu Zeit gesäubert. Und die Skulptur von Serra sei mindestens genauso bedeutend. „Ganz unaufgeregt“, könne das geschehen. Und vielleicht, so mutmaßt, Scherer, habe sich der Simone-Schriftzug vom unbekannten Sprayer ja ohnehin schon erledigt: „Vielleicht sind die beiden ja schon längst verheiratet.“
Richard Serras Skulptur wurde oft verunstaltet. Foto: Siegmund Natschke
..(C) Siegmund Natschke
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