MÜNSTER. Vor einem Jahr sorgte eine tödliche Messerattacke auf dem Frühjahrssend, der ein 31jähriger Familienvater zum Opfer fiel, bundesweit für Entsetzen.
Das Landgericht Münster verurteilte den 21-Jährigen Täter inzwischen wegen Mordes, er muss lebenslang hinter Gittern. Wie sieht die Sicherheitslage auf der Großveranstaltung in diesem Jahr aus?
Wie ist die Sicherheitslage auf dem Send? Foto: Siegmund Natschke
„Für die drei in diesem Jahr stattfindenden Sendveranstaltungen gilt ein bewährtes und mit den relevanten Sicherheitsbehörden einvernehmlich abgestimmtes Sicherheitskonzept, dessen Inhalt im Wesentlichen demjenigen der vergangenen Jahre entspricht“, erklärt der städtische Sprecher Martin Füser auf Anfrage von „Münster täglich“. Dieses sei im Kontext der tödlichen Messerattacke beim Frühjahrssend 2023 einer kritischen Überprüfung unterzogen worden und habe – auch nach Rücksprache mit dem Innenministerium – nur kleinere Modifizierungen erfahren.
Das Mitführen von Waffen, zum Beispiel in Form von Messern, ist auf Volksfesten nach dem Waffengesetz ohnehin verboten. Im Rahmen von verstärkten Kontrollen auf dem Veranstaltungsgelände würde Hinweisen, Erkenntnissen und Beobachtungen eines eventuellen Verstoßes hiergegen „aktiv und konsequent nachgegangen“ - und die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, so Martin Füser. Ein entsprechendes Einschreiten sei aber in der jüngsten Vergangenheit nicht erforderlich gewesen. Die auf das Attentat bereits gefolgten beiden Sendveranstaltungen im Sommer und Herbst 2023 sind auch nach Auskunft des Polizeipräsidiums Münster friedlich und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen.
Langjährige Besucher des Sends berichten allerdings von einem völlig veränderten Charakter dieser Großveranstaltung. Es gibt, so war in den sozialen Netzwerken zu lesen, regelrechte Zusammenrottungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die quer über den Send ziehen. Der unbeschwerte Familiencharakter geht so für viele völlig verloren, insbesondere junge Frauen haben Angst, über den Send zu gehen.
Diesen Eindruck teilt der städtische Sprecher jedoch nicht.
Beobachtungen, dass der Send einen „völlig veränderten Charakter“ haben solle, hat die Veranstalterin ( die Stadt Münster, Anm. d. Red.) weder selbst gemacht, noch wären entsprechende Hinweise direkt an sie herangetragen worden. Dass insbesondere Jugendliche und jüngere Leute in zum Teil auch etwas größeren Gruppen den Send besuchten, sei kein Novum, sondern „war und ist immer wieder zu beobachten“, meint zumindest der städtische Sprecher Füser. Von einem „Zusammenrotten“ dürfte, so erklärt er weiter, in diesem Zusammenhang eher nicht auszugehen sein. Auch die Aussage, dass der unbeschwerte Familiencharakter des Sends völlig verloren gehe und viele Frauen Angst haben, über den Send zu gehen, könne so nicht nachvollzogen werden. Auch insoweit habe die Veranstalterin keine Hinweise erhalten oder eigene Erkenntnisse gewonnen.
Nimmt die Stadt Münster die Sorgen der Münsteraner ernst genug? Auch das rosarote „Fazit“, das hier der Sprecher der Stadt in seiner Auskunft gegenüber „Münster täglich“ zieht, lässt zumindest Zweifel aufkommen:
„Die Stadt Münster als Veranstalterin setzt alles daran, dass der Send auch weiterhin als ein friedliches, freundliches und weltoffenes Fest wahrgenommen wird und ist dementsprechend wachsam. Auch die teilnehmenden Schaustellerinnen und Schausteller sind für das Thema Sicherheit selbstverständlich sensibilisiert.“
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