NIENBERGE. Reinhold Klumpe ist tot. Das ist ein herber Verlust für Nienberge. Es gab niemanden, der so viel über den Stadtteil wusste, wie er – über seine Geschichte und die Menschen, die hier leben. Die meisten kannte er persönlich – es waren schließlich alle seine Schüler gewesen. Auch der Autor dieser Zeilen.
Bereits sein Vater Fritz Klumpe war Dorflehrer in Häger gewesen, Sohn Reinhold setzte sein Wirken in Nienberge fort, später unterrichtete er an der Mariengrundschule in Roxel. Engagiert prägte er auch das hiesige Vereinsleben – etwa in den Schützenvereinen, im Männergesangsverein „Cäcilia“ und nicht zuletzt als Archivar und Vorsitzender des Heimatvereins. Unvergleichlich waren seine akribischen Forschungen zur Ortsgeschichte von Nienberge, Häger und Uhlenbrock. Klumpe starb, bevor er sie vollenden konnte. Regelmäßig hielt er Vorträge für seine Nienberger, die er alle mit Namen kannte und die ihn nun sicher schmerzlich vermissen werden.
Einer der letzten seiner so beliebten Nienberge-Vorträge fand im Herbst 2019 im Kulturforum statt, den „Münster aktuell“ aus Anlass des Todes von Reinhold Klumpe nochmal Revue passieren lässt. Hier gibt es den Bericht dazu.
Die Vorträge von Reinhold Klumpe fanden stets große Resonanz. Foto: Siegmund Natschke.Da bildete sich eine Schlange vor dem Kulturforum: Die Geschichte vom alten Dorf Nienberge interessierte an diesem Abend des 7. November 2019 viele im Stadtteil. Reinhold Klumpe, der Vorsitzende des Heimatvereins, konnte damals viel erzählen über die Historie des Dorfes, aber auch über die Menschen, die hier leben. Eines war ihm aufgefallen: „Hier gab es immer gut funktionierende Nachbarschaften.“
Viele Fotos hatte Klumpe mitgebracht, so etwa auch das älteste, das bekannt ist vom alten Nienberge. Es wurde 1890 aufgenommen, auf dem Johannisberg und zeigt das ehemalige Feuerwehrspritzenhaus. Eine Luftbildaufnahme vom 1930 zeigt das Dorf von oben. Im Mittelpunkt natürlich die St.-Sebastian-Kirche, auch die Mädchen- und die Knabenschule sind zu sehen. Aber: Da, wo es jetzt den Sebastianpark gibt, war damals nur grüne Wiese.
Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte blieb eines fast gleich: die Nachbarschaftshilfe. In Zeiten, in denen es noch keine Autos oder Fernseher gab, war die Nachbarschaft, so erläuterte Klumpe, oftmals „der einzige Kontakt zur Außenwelt“, da sich das Leben oftmals völlig auf dem eigenen Hof abspielte. Nicht nur das, manchmal sei die gute Nachbarschaft sogar „lebensnotwendig“ gewesen, etwa bei Bränden oder wenn nach Sterbefällen alltägliche Hilfe gefordert war.
Auch nach dem 2. Weltkrieg kam die Nachbarschaftshilfe zum Tragen, etwa bei dem Bau der „Drostesiedlung“, bei der allerdings nicht nur Nienberger mit anpackten. Auch belgische Studenten halfen unter Anweisung des „Speckpaters“ Werenfried van Straaten eifrig mit. „Die Häuser entstanden in Eigenarbeit“, sagte Klumpe.
Ein Beispiel für die gute Nachbarschaft im Dorf sei auch die Osterhoffstraße. so der Vorsitzende des Heimatvereins. Er und Werner Döring hatten für das Heimatblatt „Das Dorf Nienberge“ diese Straße intensiv erforscht und mit Bewohnern und Zeitzeugen gesprochen. Geburtstage, Hochzeiten, Straßenfeste und Schützenfeste - die Menschen von der Osterhoffstraße feiern gern gemeinsam, sie verbindet vieles.
Da konnten sich einige Nienberger wiederfinden. Und auch die Hägeraner konnten sich freuen: Sie waren als nächstes dran. Reinhold Klumpe untersuchte nämlich mit Eifer auch die Geschichte dieses Ortsteils.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen