KINDERHAUS. Maria-Luise Terörde hat Schmerzen, ist aber gefasst. „Das ist ärgerlich“, sagt sie nur. Dabei hätte sie allen Grund, richtig wütend zu sein, denn das, was ihr widerfahren ist, hätte ganz einfach verhindert werden können. Doch der Reihe nach.
Die Kinderhauserin war mit dem Fahrrad unterwegs. Sie war auf dem Weg zur Kleingartenanlage am Bergbusch. In ihrem kleinen Gärtchen wollte sie ein paar Zweige pflücken, die sie gerne zu Deko-Zwecken verwendet und auch Freunden schenkt.
Sie kennt die Strecke. Wie stets fuhr sie durch die Nordmark. Da entdeckte sie zwei Frauen, die mit ihren Hunden unterwegs waren. „Einer drehte sich zu mir um und lief auf mich zu“, erinnert sich Terörde. Sie reagierte schnell: „Instinktiv habe ich eine Vollbremsung gemacht.“ Die Folge: Sie stürzte vornüber und fiel über den Lenker. „Da lag das Fahrrad auf mir.“ Schmerzhafte Blutergüsse an beiden Knien und etliche Prellungen erinnern sie unentwegt an den Vorfall.
Die knapp 80jährige Kinderhauserin hat keine Anzeige erstattet, da die Hundebesitzerinnen brüsk sofort jede Verantwortung für den Vorfall ablehnten. Aber sie hat etwas beobachtet: “Leider erlebe ich in der Nordmark häufig , dass auch große Hunde ohne Leine laufen.“ Auch den daraus resultierenden Sturz einer anderen Frau sah sie, doch auch dort blieb die Besitzerin uneinsichtig. Oftmals würden auch „dumme Sprüche“ gemacht, wenn Radfahrer oder Fußgänger sich beschweren würden. Dann werde behauptet, in der Nordmark dürfe man Hunde unangeleint laufen lassen.
„Münster aktuell“ wollte es genauer wissen und fragte bei der Stadt nach.
„Innerhalb einer geschlossenen Ortslage, insbesondere, wenn hoher Publikumsverkehr herrscht, müssen alle Hunde angeleint werden“, erläutert Oliver Brand vom städtischen Presseamt. Dies gelte auch „in der Allgemeinheit zugänglichen, umfriedeten Park-, Garten- und Grünanlagen einschließlich Kinderspielplätzen.“ Und vor allem: „Immer gilt jedoch, dass Hunde so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen sind, dass von ihnen keine Gefahr für Leben oder Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht.“
Der Unfall hat die Gesundheit von Terörde beeinträchtigt, an schmerzfreies Radfahren ist seitdem nicht mehr zu denken. Auch ihre Gymnastik, die sie stets gewissenhaft durchführt, ist derzeit nicht möglich.
Terörde überlegt jetzt, zukünftig eine andere Strecke zu nehmen – die nicht mehr über die Nordmark führt . Und sie informiert sich darüber, ob man nicht eine Eingabe beim Rat machen kann. Vielleicht würde ja schon ein Schild helfen.
Das jedoch will die Stadt nicht aufstellen. Dies sei „derzeit nicht geplant“, sagt Oliver Brand: „Die rechtlichen Vorgaben sind aussagekräftig genug“, meint er.
Das Problem nimmt indes zu. Es gebe immer mehr Hunde, die in der Nordmark frei herumliefen, sagt Terörde: “Große wie kleine.“ Und auch dadurch verursachte Stürze seien keine Seltenheit: “Das passiert ja ständig.“ Übrigens: Terörde mag Hunde, sie war selbst langjährige Hundebesitzerin. Nur angeleint sollten sie sein, findet sie.
Die Anleinpflicht für Hunde gilt oft, aber nicht immer. Symbolfoto: Siegmund Natschke
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