Ihr Arbeitsplatz ist 300 Stufen hoch: „Zwei Stufen vor dem Turm und 298 Stufen im Turm“, sagt Martje Saljé, die Türmerin von Münster. Die Zahl der Stufen in der Lambertikirche hat sie genau mitgezählt. Kein Wunder, sie muss sie sechsmal in der Woche hoch- und wieder runtergehen.
Die Türmerin macht Musik.
Foto: Siegmund Natschke
Seit acht Jahren residiert Saljé hoch über den Dächern von Münster und hat zugleich damit einen der ältesten Arbeitsplätze in der Stadt. Seit 1383 gibt es das Amt des Türmers, das vor Martje Saljé durchweg Männer innehatten. Ihre Aufgabe: In den Abendstunden jede 30 Minuten ein Signal abzugeben. Dieses rituelle Hornblasen signalisiert der Stadt: Alles ist in Ordnung, die Menschen sind in Sicherheit. Diese Tradition setzt Saljé Tag für Tag fort. Nur dienstags hat dieTürmerin frei. Dann gebe es keine Feinde, und auch keine Brände würden ausbrechen, sagt Martje Saljé .
Ihr Studium der Geschichte und der Musik sei hilfreich für ihre Aufgabe, erklärt sie. Überhaupt ist Martje Saljé musikalisch, weswegen sie auch eine singende Türmerin ist. Wohl dem, der von ihr des „Türmers Nachtgesang“ gehört hat oder aber„Ein Tut wird kommen“ nach der Melodie von „Ein Schiff wird kommen“. Viel Ironie, Witz und jede Menge Bewunderung für die Domstadt sind bei ihren musikalischen Vorträgen stets mit dabei. Wehmütig wird es bei „Es ist so wunderschön in Münster“ nach Leonard Cohens Klassiker „Hallelujah“. Verstärkung bekommt die Türmerin nicht selten vom „singenden Stadtführer“ Clemens August Homann: Der erzählt gerne von seiner ersten Begegnung mit der Türmerin: Er hörte sie bei einem Konzert im Schlossgarten und war schlicht begeistert. Innerlich winkte er jedoch ab: „Die ist nicht deine Liga.“ Dann bei einer Führung über den Prinzipalmarkt stoppte er sie spontan auf dem Fahrrad und bot eine musikalische Zusammenarbeit an. Seitdem spielt die Tümerin in seiner Band „Easy cover“. Passend dazu hat die Türmerin den Song „Prinzipalmarkt, mein allerliebster Platz“ in ihrem Repertoire.
Sie treten oft gemeinsam auf: die Türmerin und der "singende Stadtführer" Clemens August Homann. Foto: Siegmund Natschke
Kommentare
Kommentar veröffentlichen