Direkt zum Hauptbereich

Ampel-Ärger in Nienberge, Teil 2

 

Die junge Frau zählt die Sekunden mit: “Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs.“ Da springt die Ampel plötzlich auf Rot. Die Grevenerin indes, die beruflich regelmäßig in Nienberge zu tun hat, ist noch mitten auf der Straße – so wie andere auch, die die Fahrbahn noch nicht überquert haben. Die Autofahrer warten geduldig. Sie scheinen die Situation zu kennen, gerade hier an den Ampeln der Altenberger Straße. „Da muss man schon rennen“, empört sich die junge Frau: “Es ist nur eine Frage der Zeit, wann hier Kinder plattgefahren werden!“ Wonach richten sich eigentlich die Grünphasen an einer Fußgängerampel? “Münster aktuell“ hat bei der Stadt nachgefragt. Das Amt für Mobilität und Tiefbau weiß es ganz genau. Von dort heißt es: „Die Grünzeiten einer Ampel für Fußgängerinnen und Fußgänger richten sich im Wesentlichen nach der Länge der Straßenquerung, die in der Grünzeit zurückgelegt werden muss.“

Als Mindestfreigabezeit würden die „Richtlinien für Lichtsignalanlagen“ 5 Sekunden vorschreiben. Zusätzlich müsse gewährleistet sein, dass die halbe Fußgängerfurt „bei einer Regelgeschwindigkeit von 1,2 m/s“ überquert werden könne.

Das heißt, die Stadt plant explizit mit dem Umstand , dass mitunter nur die Hälfte der Straße überquert werden kann.

An der Altenberger Straße, so teilt das Presseamt auf Nachfrage von „Münster aktuell“ mit, müssten von Fahrbahnrand zu Fahrbahnrand zehn Meter zurückgelegt werden. Es gebe dort eine Grünphase von 10 Sekunden, so dass sogar “eine vollständige Querung während der Grünzeit“ möglich sei.


1o Sekunden Grünzeit? „Sicherlich nicht“, meint die junge Frau: “Drei Schritte, und es ist schon wieder Rot“. Ihr Urteil steht fest: „Diese Ampel ist eine Katastrophe.“ Selbst zehn Sekunden wären zuwenig, es müssten zwanzig sein. Ganz Unrecht hat sie gerade hier nicht, denn die Stadt Münster hat an der Altenberger Straße erst 2011 bewusst barrierefreie Ampelübergänge eingerichtet – sowohl in Höhe des Friedhofs, als auch am Baumberger Hof.

Die neue Bauweise, die das städtische Tiefbauamt hier angewandt hat, sollte sowohl Menschen mit Sinneseinschränkungen, als auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zugute kommen. Die besondere Pflasterung sollte es „beiden Gruppen gleichermaßen ermöglichen, die viel befahrene Altenberger Straße sicher und in Ruhe zu überqueren“, so hieß es damals von der Stadt. In Ruhe?

Die junge Frau aus Greven hat übrigens nochmal nachgezählt: “Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht.“ Da war die Ampel schon wieder längst auf Rot.



Die Ampelübergänge an der Altenberger Straße sollen eigentlich eine ruhige Überquerung ermöglichen. Foto: Stadt Münster



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mietenwahnsinn in Münster: Jetzt wird die Mittelschicht wohnungslos

MÜNSTER. Eine 3-Zimmer-Wohnung in Gremmendorf für 1150 Euro Kaltmiete, eine 2-Zimmer-Wohnung in Mauritz-Ost für 1000 Euro und ein karges 1-Zimmer-Appartement am Johann-Krane-Weg immerhin noch für 715 Euro – das sind drei zufällig ausgewählte Mietangebote in einer bekannten Immobilienbörse für den Ort Münster. Wer es gerne größer möchte oder braucht, etwa wenn die Wohnung für eine Familie benötigt wird, muss mitunter sogar ganze 2000 Euro berappen. Viele Menschen machen sich Sorgen wegen dieser exorbitanten Preise. Einige können sie schlicht nicht mehr bezahlen – obwohl sie eine reguläre und oft auch „gute“ Arbeit haben. Manche werden deshalb sogar wohnungslos. Das sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die plötzlich und unvermittelt ins Bodenlose fallen. Volker Jaks, Rechtsanwalt vom Mieterverein Münster, bestätigt: „Das Problem der Obdachlosigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Babette Lichtenstein van Lengerich, Sprecherin der CDU-Ratsfraktion für die Theme

„Kegelbrüder“ vor Gericht: Kein Prozess in Deutschland?

 MÜNSTER/PALMA DE MALLORCA. Die Kegelbrüder aus Münster-Albachten, denen (noch immer) vorgeworfen wird, auf Mallorca durch das Werfen von Zigarettenkippen einen Brand verursacht zu haben, werden voraussichtlich keinen Prozess in Deutschland durchlaufen. Das erklärte Henning Barton, Pressesprecher des Landgerichts Münster, auf Nachfrage von „Münster täglich“ und betonte, dass ihm keine Rechtsvorschrift bekannt sei, die das Verfahren nach Deutschland verweisen könnte. Das Verfahren wird demnach in Spanien geführt werden. Die Beschuldigten waren vorübergehend in Untersuchungshaft, wurden jedoch gegen Zahlung einer Kaution vorläufig freigelassen. Die spanischen Anwälte der Kegelbrüder nutzten dabei geschickt die Abwesenheit des Ermittlungsrichters, um die Freilassung auf Kaution bei dessen Vertretung zu beantragen. Mit einer Solidarhaftung von 500.000 Euro, die von den Familienangehörigen der jungen Männer aufgebracht wurde, und der Unterstützung der Staatsanwaltschaft wurde der Antrag bew

Wie lange noch, WN?

  MÜNSTER. „Quo usque tandem abutere patientia nostra?“ Das war Latein. Es gibt kaum ein berühmteres Zitat aus dem alten Rom als diese Anklage von Cicero, der dem  Aufrührer Catilina entlarvend fragte: „Wie lange willst Du noch unsere Geduld missbrauchen?“ Kaum ein Zitat dürfte indes treffender sein, um den derzeitigen Zustand der „Westfälischen Nachrichten“ (WN) und der Münsterschen Zeitung (MZ), die jeweils textgleich berichten, zu charakterisieren. Denn viel Geduld brauchen zweifellos auch die Leser dieser Zeitungen. Immer weniger erfahren sie vom Geschehen in ihrer Heimatstadt.  Wichtige Ereignisse und Themen finden in der Tageszeitung schlichtweg nicht mehr statt, Vereine und Institutionen haben immer größere Probleme, Erwähnung zu finden. Während früher stets sogar mehrere Journalisten zu Terminen kamen -von der MZ und von der WN- ist jetzt meistens keiner mehr da. Die WN druckt lieber für sie kostenlose Pressemitteilungen ab, so dass der Inhalt der einst so stolzen Regionalzeitu