"The same procedure as last year?" fragt der treu ergebene Butler James. Jedes Jahr an Silvester. Und Millionen Deutsche können mitsprechen, was daraufhin Miss Sophie, die resolute Gastgeberin, antwortet: "The same procedure as every year, James!" Dieses berühmte Zitat ist der absolute Kultmoment des TV-Programms zum Jahreswechsel, den eine stetig wachsende Fangemeinde auf keinen Fall verpassen möchte. "Dinner for one" gehört zu Silvester einfach dazu- so auch in diesem Jahr. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass dieses englischsprachige Bühnenspektakel zur deutschen Tradition wurde?
Die Geschichte von „Dinner for one“ beginnt im Nachkriegsengland der 1920er-Jahre. Der Sketch wurde ursprünglich von dem Komödienschreiber Lauri Wylie für die Bühne geschrieben und erstmals in britischen Varieté-Theatern aufgeführt. Jahrzehnte später landete das Stück in den Händen von Peter Frankenfeld und Heinz Dunkhase, zwei deutschen Unterhaltungsgrößen, die bei einer Theateraufführung in Blackpool auf das humorvolle Kammerspiel aufmerksam wurden. Begeistert von der absurden Komik nahmen sie den Sketch mit nach Deutschland.
1963 war es schließlich so weit: „Dinner for One“ wurde in einem Hamburger Fernsehstudio aufgezeichnet. Die Hauptrollen übernahmen Freddie Frinton als James und May Warden als Miss Sophie. Frinton, ein Meister der Slapstick-Komödie, perfektionierte die übertriebene Körpersprache des immer betrunkener werdenden Butlers. May Warden hingegen verleiht Miss Sophie eine unerschütterliche Noblesse, während sie das Fehlen ihrer realen Gäste geflissentlich ignoriert und einfach mit unsichtbaren Begleitern anstößt.
Freddie Frinton hat die Lacher auf seiner Seite. Foto: NDR.Der Schwarz-Weiß-Film wurde am 8. März 1963 erstmals im NDR ausgestrahlt – nicht etwa zu Silvester, sondern zu einem beliebigen Zeitpunkt im Jahr. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich die Tradition, den Sketch als festen Bestandteil des Jahreswechsels zu etablieren. Dabei ist es bemerkenswert, dass „Dinner for one“ außerhalb Deutschlands kaum bekannt ist. In Großbritannien etwa wird es nur sehr selten gesendet. Ironischerweise wird der Sketch in seiner Heimat kaum gefeiert, während er in Deutschland ein nationales Phänomen ist.
Die Popularität ist jedoch kein Zufall. Der minimalistische Humor, der universell verständlich ist, und die zeitlose Thematik – ein Butler, der seine Pflicht gegenüber einer exzentrischen Dame über alle Grenzen hinaus erfüllt – haben ihren besonderen Reiz. Dazu kommt die unveränderte Ausstrahlung: Ohne Modernisierung, in originaler Länge und Form, wird der Sketch jedes Jahr gezeigt. Dieses Ritual ist nicht nur ein humorvolles Vergnügen, sondern auch ein ganz fester Anker der Beständigkeit in einer sich stetig wandelnden Welt.
Obwohl sich „Dinner for one“ in der deutschen Fernseh-Landschaft fast wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit ausnimmt, hat der Sketch seinen festen Platz in den Herzen der Zuschauer. Denn eines ist sicher: Solange Butler James stolpert und Miss Sophie "The same procedure as every year" fordert, wird der Jahreswechsel nicht ohne Lachen gefeiert.
In diesem Jahr zeigt das 3. Programm des WDR "Dinner for one" um 17.35 Uhr.
(C) Siegmund Natschke
.jpg)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen