MÜNSTER. Bevor der Allwetterzoo 1974 seine Tore öffnete, war der Alte Zoo am Aasee ein Ort voller Leben. Hier gab es Tierpfleger mit Herz und Tiere, die längst zu Legenden wurden. In dieser Serie erinnert „Münster täglich“ an den legendären Tierpark und lässt Zeitzeugen und ehemalige Mitarbeiter erzählen. Sie holt die bunte Tierwelt von einst noch einmal zurück ins Gedächtnis der Stadt. Und plötzlich wird sie wieder lebendig – als ob sie nie verschwunden wäre. Hereinspaziert in den Alten Zoo mit seinen Geschichten und Abenteuern! Los geht’s mit Teil 1 und der Schildkröte Olaf.
Olaf, die Schildkröte, ist der "letzte Zeuge" des Alten Zoos. Foto: Allwetterzoo.
Die bunte Tierwelt des Alten Zoos von Münster, die so viele Besucher begeistert hatte, lässt sich heute nur noch erahnen. Es ist eine verschollene Welt – scheinbar. Kein Tier von damals lebt noch. Halt! Kein Tier? Doch! Ein Exemplar gibt es noch aus dieser Zeit. Es ist Olaf, die Schildkröte. Er ist der stumme Zeuge dieser schönen, alten Zeit. Jetzt lebt er in der Meranti-Halle des Allwetterzoos. Carl Bolling ist sein Tierpfleger, und er hat Olaf in sein Herz geschlossen: “Er ist ganz lieb, beißt nicht – ein tolles Tier.“ Olaf ist eine so genannte Köhlerschildkröte. In der Natur findet man diese Exemplare in den Regenwäldern Südamerikas. Olaf ist – so besagen es die offiziellen Aufzeichnungen- am 1. Juli 1973 in den Alten Zoo gekommen. Damals schätzte man sein Alter auf dreizehn Jahre – ein echter Jungspund unter den Schildkröten. Er ist dann mit in den Allwetterzoo gezogen und später dann in die neue Meranti-Halle, wo er ein sehr angenehmes Leben führt. Er lebt dort mit zwei Schildkröten-Damen zusammen. „Er ist schüchterner als die Weibchen“, hat Bolling beobachtet. „Er ist immer viel unterwegs“, sagt der Pfleger. Zwischendurch ziehe er sich dann auch mal wieder zurück. Olaf ist inzwischen Vater geworden. Zwei kleine Schildkröten sind nämlich geschlüpft. Überhaupt, Olaf ist ein Netter. „Er ist ganz, ganz lieb“, sagt Carl Bolling: „Wenn man über seinen Rücken streicht, wackelt er mit dem Panzer.“ Vom Zoo wird er richtig verwöhnt. Olaf kriegt über den Tag verteilt Hibiskusblüten zu fressen – seine Leibspeise. Zwischendurch gönnt er sich auch Bananenstückchen und schaut neugierig aus seinem Gehege in die Meranti-Halle hinein. Er hat tatsächlich schon viel gesehen und ist der letzte Zeuge aus der Zeit des Alten Zoos.
(C) Siegmund Natschke
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