MÜNSTER. Um Punkt 18 Uhr schlossen am Sonntag die Wahllokale. Mit Spannung erwarteten die Münsteraner die Ergebnisse, doch die kamen nicht. Das Ganze endete in einem Wahlchaos, und jetzt ermittelt sogar die Polizei Münster.
Wer würde die Rathausmehrheit erringen? Und wer wird neuer Oberbürgermeister? Minute um Minute verging am gestrigen Wahlabend, ohne dass eine Antwort möglich war. Die offizielle Website der Stadt, auf der die Ergebnisse veröffentlicht werden sollten, baute und baute sich einfach nicht auf – um dann wieder vollends in sich zusammenbrechen. Enttäuschung allenthalben: Wie war das nur möglich? Sollte die Digitalisierung in Münster noch nicht Einzug gehalten haben? Auch laut dem zuständigen IT-Dienstleister Citeq lagen Störungen bei der Erreichbarkeit der Internetseite mit den Live-Ergebnissen vor, vermutet wurde eine Überlastung der Server. Dann die Standard-Floskel: „Es wird mit Hochdruck an der Lösung des Problems gearbeitet.“
Die Kriminalinspektion Cybercrime der Polizei Münster hat im Zusammenhang mit den technischen Problemen der Webseite dieses städtischen IT-Dienstleisters inzwischen Ermittlungen aufgenommen. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler haben sich bisher keine Hinweise auf einen Cyberangriff ergeben. Allerdings: Die Wahlergebnis-Seite sei von einigen Rechnern aus extrem häufig aufgerufen worden, sagt die Stadt Münster. Erste-Hilfe-Maßnahme war die kurzfristige Verdopplung der Serverkapazitäten. Die Wahldaten selbst seien zu keinem Zeitpunkt gefährdet, erklären Stadt und Polizei unisono. Was konkret zur Überlastung der Server geführt hat, ist jetzt jedoch Gegenstand der weiteren Untersuchungen.
Direkt nach Kenntnis über die IT-Störung hatte bereits unter anderem ein Interventionsteam der Kriminalinspektion Cybercrime bei der Polizei Münster die Ermittlungen aufgenommen. Die Interventionsteams "Digitale Tatorte" sind zusammengesetzt aus IT-Spezialisten und Auswertern. Gemeinsam mit Ermittlern sind sie schnell einsatzbereit und können die Arbeit aufnehmen.
Bei den Kommunalwahlen in Münster kam es zu einigen Unregelmäßigkeiten. Foto: Stadt Münster.Der digitale Crash blieb nicht die einzige Panne bei den Kommunalwahlen in Münster. Noch am Wahlabend gab die Stadt Münster zudem eine Pressemitteilung heraus, die wie eine Bombe einschlug: Im Zuge der Kommunalwahlen in Münster seien im Stimmbezirk 131 (Elsässer Straße), der zum Wahlbezirk 13 (Düesberg) gehört, falsche Stimmzettel für die Wahl zum Rat der Stadt ausgegeben worden. Nach bisherigem Kenntnisstand der Wahlleitung hätten 18 Personen mit einem falsch ausgehändigten Stimmzettel gewählt, der für einen anderen Wahlbezirk bestimmt war. Die Wahl zum Oberbürgermeister oder zur Oberbürgermeisterin der Stadt Münster, den Integrationsrat sowie zur Bezirksvertretung Mitte, für die der Wahlbezirk 13 auch wählt, seien davon jedoch nicht betroffen, sagt die Stadt. Fortsetzung folgt: Am Donnerstag, den 18. September, werde der Wahlausschuss der Stadt Münster darüber entscheiden, "wie dieser Vorgang zu bewerten sei." Die Stadt äußerte sich bisher aber nicht dazu, wie es überhaupt zu der Ausgabe der falschen Stimmzettel kommen konnte. Eine entsprechende Anfrage von "Münster täglich" liegt ihr vor. Wir werden weiter berichten - und nachhaken.
(C) Siegmund Natschke
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