MÜNSTER. Münster sucht den künftigen Oberbürgermeister der Stadt. Nach fast sechzehn Jahren Amtszeit tritt Markus Lewe nicht mehr erneut an. Das heißt: Es wird ein neues Stadtoberhaupt geben. „Münster täglich“ befragt die Oberbürgermeister-Kandidaten nach ihren Ideen und Vorhaben. Auch das Menschliche kommt nicht zu kurz. Dieses Mal stellt sich Tilman Fuchs (Grüne) den Fragen.
Tilman Fuchs will Oberbürgermeister werden. Foto: Tilman Fuchs.Sie möchten Münsters Stadtoberhaupt werden. Ist es Zeit für einen grünen Oberbürgermeister?
Die Entscheidung darüber, ob es Zeit für einen Grünen Oberbürgermeister ist, treffen natürlich die Wähler*innen. Ich bin aber auf jeden Fall der Meinung, dass es Zeit für einen Oberbürgermeister ist, der seine Rolle als Verwaltungschef als Priorität betrachtet. Ich kenne sowohl die Münsteraner Stadtverwaltung aus meiner Zeit im Jugendamt, aber eben auch die Außenperspektive als Dezernent im Kreis Steinfurt. Diesen Erfahrungsschatz möchte ich einbringen, um die Münsteraner Stadtverwaltung serviceorientiert zu gestalten und an den Bedarfen der Bürger*innen auszurichten. Insofern glaube ich persönlich, dass ich das nötige Handwerkszeug für diese Stadt mitbringe und es daher Zeit für einen Grünen Oberbürgermeister ist.
Sie sind Schuldezernent im Kreis Steinfurt. Warum jetzt der geplante Wechsel nach Münster, warum wollen Sie hier Oberbürgermeister werden?
Ich habe mein ganzes Leben in Münster verbracht und wohne auch aktuell während meiner Tätigkeit in Steinfurt weiter in Münsters Südviertel. Münster ist einfach meine Heimat und ich fühle mich hier weiterhin super wohl. Auch wenn in Münster schon sehr vieles gut läuft, glaube ich, dass es auch hier noch in verschiedenen Bereichen Luft noch oben gibt. Hier möchte ich mich einbringen, um Münster zu einer noch lebenswerteren Stadt zu machen und meiner Heimatstadt somit etwas zurückgeben.
Was sind Ihre Stärken, was Ihre Schwächen? Was haben Sie den anderen Bewerbern voraus?
Eine meiner wichtigsten Stärken ist aus meiner Sicht meine Offenheit und Ausgeglichenheit. Auch unter Druck bewahre ich stets einen kühlen Kopf und bleibe mit allen Akteur*innen im Austausch. Außerdem halte ich als gebürtiger Münsteraner auch meine Vernetzung in der Stadt für eine große Stärke. Ich bin gut vernetzt und weiß daher was Münster bewegt. Das hebt mich aus meiner Sicht auch von einigen meiner Mitbewerber*innen ab. Eine Schwäche von mir ist vermutlich, dass ich eher ungeduldig bin und schlecht verlieren kann.
Die Kommunen stehen mit dem Rücken zur Wand. Kann ein Grüner Finanzen? Wie kann Münsters Finanzkollaps verhindert werden?
Die finanzielle Lage der Kommunen wird auch in Münster eines der bestimmenden Themen der kommenden Jahre werden. Als Grüner kann ich selbstbewusst sagen, dass wir Finanzen können, schließlich wurden die Münsteraner Finanzen auch in den vergangenen Jahren von einer grünen Kämmerin und einer Grün angeführten Ratsmehrheit erfolgreich gestaltet. Um Münsters Finanzkollaps zu verhindern, müssen wir in den kommenden Jahren aber mehr als bisher Prioritäten setzen. Dabei sind für mich die durch den Rat beschlossenen Ziele der Stadt handlungsleitend: Klimaneutralität, Mobilität, Wohnen, der Abbau von Armut und Diskriminierung sowie eine starke Wirtschaft. Ich werde darüber hinaus auch die ämterübergreifende Zusammenarbeit in der Stadt stärken, um hier Synergien zu nutzen und so den vom Rat beschlossenen Stellendeckel in der Stadtverwaltung umzusetzen und die Finanzen der Stadt zu entlasten.
Wie kann der Wohnraum in Münster bezahlbar bleiben? Oder ist die Flucht ins Umland der einzige Ausweg?
Es muss unser Ziel als Stadt sein, dass alle Menschen sich das Wohnen in Münster wieder leisten können. Es kann nicht sein, dass gerade die Fachkräfte, die wir dringend brauchen, teilweise ins Umland ziehen müssen, weil sie sich das Wohnen in Münster nicht mehr leisten können. Hier braucht es dringend mehr bezahlbaren Wohnraum. Diesen schaffen wir einerseits, indem wir neue Wohnungen bauen und bestehende Wohngebiete nachverdichten. Bei Neubaugebieten ist es dabei unser Ziel, dass 40% der stadtweit entstehenden Wohnungen staatlich gefördert werden. Darüber hinaus ist es aber auch entscheidend, den steigenden Mieten im Bestand entgegenzuwirken. Hier setzt unser Konzept einer Bürgergenossenschaft für Münster an. Diese Genossenschaft von und für die Bürger*innen in Münster, soll Wohnungen im Bestand ankaufen und so verhindern, dass sie zum Spekulationsobjekt von Fonds und großen Immobilienkonzernen werden.
Was ist von Ihnen in der Verkehrspolitik zu erwarten? Viele machen sich Sorgen, dass nochmehr Parkplätze wegfallen... Wie wird Ihre Antwort als grüner OB ausfallen?
Unsere Verkehrspolitik richtet sich am Umweltverbund aus Fuß, Rad und ÖPNV aus, denn nur mit ihrer Hilfe können wir die Verkehrswende und Klimaneutralität in Münster erreichen. Als OB werde ich mich vor allem dafür einsetzen, die im Rat beschlossenen Mobilitätskonzepte umzusetzen, damit Münster ein schlüssiges gesamtstädtisches Verkehrskonzept bekommt. Neben dem Ausbau von ÖPNV und Radverkehrsinfrastruktur sind dabei natürlich auch Lösungen für die Autofahrer*innen in Münster wichtig. Hier spielen Anwohnerparkzonen und Quartiersgaragen eine wichtige Rolle. Außerdem werde ich mich dafür einsetzen, dass durch Kooperationsvereinbarungen mehr Parkplätze von Unternehmen oder öffentlichen Trägern für das nächtliche Parken freigegeben werden.Insgesamt muss es aber unser Ziel sein, ein besseres Angebot im ÖPNV und im Radverkehr zu schaffen, damit mehr Menschen in ihrem Alltag auf das Auto verzichten können und wir die Flächen in unserer Stadt besser und gerechter im Sinne aller Menschen verteilen können.
Sind Sie eigentlich Preußen-Fan?
Ich besuche das Stadion als Preußen-Fan ziemlich regelmäßig seit ich 6 Jahre alt bin und bin auch jetzt stolzer Besitzer einer Dauerkarte. Auch als Oberbürgermeister werde ich natürlich versuchen, unsere Preußen weiterhin im Stadion zu unterstützen. Ich muss also alle enttäuschen, die daraufgehofft haben, meine Dauerkarte ab Oktober übernehmen zu können. Klar ist aber auch, dass ich als Aktiver beim USC und Blau-Weiß Aasee auch die anderen Vereine unserer Stadt aufmerksam verfolge.
8. Letzte Frage: Wilsberg oder Münster-Tatort?
Grundsätzlich natürlich beides. Ich finde es toll, dass Münster gleich mit zwei so prominenten Formaten im Fernsehen präsent ist. Das zeigt die Attraktivität unserer Heimatstadt noch einmal sehr gut. Ich persönlich finde den Münster-Tatort noch etwas abwechslungsreicher, schaue aber auchWilsberg gerne. Schade finde ich es, dass mit Mechthild Großmann eine der starken Frauen im Münster-Tatort zum Ende dieses Jahres aufhört. Ich würde mich daher freuen, wenn in Zukunft bei einem möglichen Wechsel der Hauptdarsteller*innen auch eine Frau Hauptperson eines Münsteraner Formats werden würde. An Wilsberg mag ich den noch spürbareren Münsterbezug – und die
- Verzahnung in die Stadtgesellschaft durch z.B. das Promikellnern zugunsten der Krebsberatung.
(C) Siegmund Natschke
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