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Großes Wahlinterview: Oberbürgermeisterkandidat Stephan Brinktrine (SPD)

MÜNSTER. Münster sucht den künftigen Oberbürgermeister der Stadt. Nach fast sechzehn Jahren Amtszeit tritt Markus Lewe nicht mehr erneut an. Das heißt: Es wird ein neues Stadtoberhaupt geben. „Münster täglich“ befragt alle Oberbürgermeister-Kandidaten nach ihren Ideen und Vorhaben. Auch das Menschliche kommt nicht zu kurz. Dieses Mal stellt sich Stephan Brinktrine (SPD) den Fragen.

Sie sind stadtweit großflächig plakatiert. Kann man daraus schließen, dass Sie es jetzt „wissen wollen“?

Mein Ziel ist es, der nächste Oberbürgermeister von Münster zu werden. Dazu gehört, dass die Menschen mich wahrnehmen und auch persönlich kennenlernen können. Mit meinem Format „Brinktrine bringt mit“ lade ich dazu ein, mich direkt vor Ort zu erleben, ob im eigenen Wohnzimmer, im Verein oder im Freundeskreis. Mir ist wichtig, zuzuhören, Ideen auszutauschen und zu zeigen, wie wir Münster gemeinsam wieder auf Kurs bringen können. 

Sie waren zweimal Bezirksbürgermeister in Münsters Westen. Warum jetzt der „Sprung nach vorne“? Warum wollen Sie Oberbürgermeister werden?

Münster ist meine Heimat und für mich eine Stadt voller Chancen. Als Bezirksbürgermeister, Ratsmitglied und Bezirksvertreter habe ich viele Jahre Erfahrung gesammelt. Diese möchte ich jetzt für die gesamte Stadt einsetzen. Die Arbeit im Bezirk hat mir gezeigt, wie viel man bewegen kann, wenn man nah an den Menschen ist. Als Oberbürgermeister habe ich die Möglichkeit, diese Nähe zu bewahren und gleichzeitig größere Weichen für die Zukunft zu stellen. 

Was sind Ihre Stärken, was Ihre Schwächen? Was haben Sie den anderen Bewerbern voraus?

Ich lebe seit mehr als zwei Jahrzehnten in Münster und bin hier fest verwurzelt, sowohl politisch als auch im Vereinsleben. Diese Nähe gibt mir einen klaren Blick dafür, was die Menschen bewegt. Ich bin jemand, der Probleme erkennt und praktische Lösungen findet. Meine politische Erfahrung aus vielen Jahren als Ratsmitglied, Bezirksvertreter und Bezirksbürgermeister ist ein klarer Vorteil gegenüber den Mitbewerbern, die vor allem aus der Verwaltung kommen. Ich weiß, wie politische Entscheidungen vorbereitet, diskutiert und umgesetzt werden, und ich kenne die Spielräume, um Dinge wirklich zu bewegen. Das unterscheidet mich und macht es möglich, vom ersten Tag an handlungsfähig zu sein. 

Stephan Brinktrine ist sportbegeistert. Hier ist er bei einer Sportabzeichen-Prüfung zu sehen. Foto: Siegmund Natschke.

Die Kommunen stehen mit dem Rücken zur Wand. Was muss Münster tun, damit die Finanzen einigermaßen stabil bleiben? Oder ist die Haushaltssicherung nicht zu verhindern?

Der Haushalt ist die zentrale Aufgabe des Rates. In den vergangenen Jahren haben wir es trotz schwieriger Rahmenbedingungen geschafft, Steuererhöhungen zu vermeiden und eine Haushaltssicherung abzuwenden. Besonders wichtig war mir, dass Kita-Gebühren nicht angehoben werden, um Haushaltslöcher zu stopfen. Das hätte Familien unnötig zusätzlich belastet. Stattdessen wurden in der Haushaltsmehrheit tragfähige Alternativen gefunden. Mit mir an der Spitze wird es keine solchen Sparmaßnahmen geben.

Wie kann Wohnraum bezahlbar bleiben?

Bezahlbarer Wohnraum entsteht, wenn das Angebot steigt und der Nachfrage näherkommt. In Münster ist es für viele Menschen inzwischen sehr schwer, eine geeignete Wohnung zu finden. Das will ich ändern, indem wir den Neubau bezahlbarer Wohnungen vorantreiben und die städtische Wohn- und Stadtbau dabei eine Schlüsselrolle übernimmt. Wohnen muss für alle Menschen in Münster möglich bleiben.

Was ist von Ihnen in der Verkehrspolitik zu erwarten? Viele machen sich Sorgen, dass noch mehr Parkplätze wegfallen…

Mein Ziel ist, dass alle Menschen zuverlässig und schnell ans Ziel kommen. Dafür brauchen wir einen starken Busverkehr mit Metrobuslinien, die die Stadt schnell und direkt verbinden. Mobilstationen sollen den Umstieg vom Auto auf Bus oder Fahrrad erleichtern und zusätzliche Busspuren helfen, den Nahverkehr pünktlich zu halten. Die Altstadt möchte ich als Ort für Begegnung, Einkaufen und Freizeit weiterentwickeln. Autofreie Zonen erhöhen dort die Aufenthaltsqualität, gut zu sehen ist das schon in der Stubengasse und neuerdings am Domplatz und in der Pferdegasse. Gleichzeitig sollen Bewohnerparkzonen sicherstellen, dass Anwohner ihr Auto in Wohnortnähe abstellen können.

Sind Sie eigentlich Preußen-Fan?

Ja, und das schon seit vielen Jahren. In meinem Kleingarten hängt mal die Flagge des SC Preußen, mal die des BVB, aber im Herzen bin ich klarer Preuße. Ich bin Vereinsmitglied, habe eine Dauerkarte und stehe regelmäßig mit meinem Sohn auf der Gegengerade. Fußball in Münster ist für mich ein Stück Heimatgefühl.

Letzte Frage: Wilsberg oder Münster-Tatort?

Ich schaue beides gerne, aber wenn ich mich entscheiden muss, dann ist es Wilsberg, wegen des besonderen Münster-Humors und der Mischung aus Krimi und Augenzwinkern.


(C) Siegmund Natschke


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