Ich bin jetzt bald genau 15 Jahre im Lokaljournalismus. Ein Jubiläum, das mich sehr stolz macht. Ich habe in dieser Zeit jede Menge erlebt, unzählige Termine gehabt, viele Menschen getroffen und vor allem: ganz viele Artikel geschrieben. Es sind über 10.000 geworden... Eine enorme Zahl, die mein Archiv groß werden lässt. Es sind darunter unheimlich starke und spannende Geschichten, die es lohnen, nochmal erzählt zu werden. Für „Münster täglich“ krame ich ein bisschen in diesem Archiv und hole die besten Geschichten aus fünfzehn Jahren nochmal hervor. Die gibt’s jetzt ab sofort in der neuen Serie „Meine besten Geschichten“ zu lesen: www.muenster-taeglich.de. Weiter geht’s mit Folge 9 und dem „Riechpapst“ Hanns Hatt.
MÜNSTER. Schlaue Schüler schnuppern zwischendurch an den Düften von Lavendel, Zitrone und Orange. „Eine Untersuchung an 30 Schulen ergab, dass das motivationsfördernd wirkt und sich die Konzentration steigert“, sagte Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt nicht vor Schülern, sondern vor den Studenten der Chemischen Institute der Uni Münster.
Der Riechpapst Hanns Hatt (2.v.r.) empfiehlt: "Halten Sie die Nase offen!" Foto: Siegmund Natschke.Und die sind wahre Fans von ihm. „Ich und eine Freundin von mir haben mal eine Vorlesung von Hatt in Dortmund gehört. Da haben wir uns gesagt: Der muss auch nach Münster“, sagte Ilka Thiel, die zusammen mit ihren Komilitonen Julian Matern und Jonas Alfermann die Idee in die Tat umsetzte. Ein Jahr Wartezeit gilt für Anfragen nach Vorträgen des Mannes mit den vielen Doktortiteln, zu denen sich ein weiterer ehrenhafter Namenszusatz gesellt: Hatt wird von Fachleuten wie von der Öffentlichkeit auch der „Riechpapst“ genannt. Und vor den Studierenden der Chemie zeigte er, warum das so ist.
Der "Riechpapst" hatte für die Studenten "Duftkostproben" mitgebracht. Foto: Siegmund Natschke.„Münster ist die ideale Stadt, um das Riechen zu trainieren“, meint Hatt. Grund: „Hier fahren so viele Leute Fahrrad.“ An der frischen Luft kann man viele Düfte erhaschen, aber nicht nur dort. „Auch dieser Hörsaal ist voll von Duftmolekülen“, sagte er den erstaunten Studierenden im „C2“. Allerdings: „Nur 5 Prozent davon werden von der Nase analysiert.“ 95 Prozent dagegen gingen direkt in die Lunge. Was nun als angenehm oder als unangenehm bewertet würde, das sei nicht genetisch bestimmt, sondern allein kulturell. Schon im Mutterleib würde das Embryo die Riechgewohnheiten der Mutter übernehmen: „Eine Knoblauchmutter erzeugt ein Knoblauchkind.“
Düfte können manchmal so stark wie Valium sein, etwa das Jasmin oder Thymian, die sedierend und angstlösend wirken. Harmlose Duft-Kostproben lässt der Riechpapst gleich herumgehen. Auch die Industrie entdecke langsam die Macht der Gerüche. „Neuwagenduft ist angenehm und lässt sie vorsichtiger fahren“, weiß Hatt. Ganz anders verhalte es sich mit Brot- und Essensdüften: „Damit fahren sie schneller, weil sie Hunger kriegen.“ Die faszinierende Welt der Düfte hielt eine Vorlesung lang Einzug in die Uni Münster. Für die Zukunft gab Hatt den Studierenden mit auf den Weg: „Halten Sie die Nase offen!“
(C) Siegmund Natschke
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