Ich bin jetzt bald genau 15 Jahre im Lokaljournalismus. Ein Jubiläum, das mich sehr stolz macht. Ich habe in dieser Zeit jede Menge erlebt, unzählige Termine gehabt, viele Menschen getroffen und vor allem: ganz viele Artikel geschrieben. Es sind über 10.000 geworden... Eine enorme Zahl, die mein Archiv groß werden lässt. Es sind darunter unheimlich starke und spannende Geschichten, die es lohnen, nochmal erzählt zu werden. Für „Münster täglich“ krame ich ein bisschen in diesem Archiv und hole die besten Geschichten aus fünfzehn Jahren nochmal hervor. Die gibt’s jetzt ab sofort in der neuen Serie „Meine besten Geschichten“ zu lesen: www.muenster-taeglich.de Weiter geht’s mit Folge 2. Hier geht es um einen 90jährigen Polizisten, der mir erzählt hat, wie er aus Idealismus zu seinem geliebten Beruf kam, der ihn nie wieder losgelassen hat. Vom Kohledieb bis zum Terroristen: Robert Krumpach hat alle Sorten von Gangstern gejagt - und geschnappt. 2017 starb er im gesegneten Alter von 93. Ich denke, dass heutige Generationen jede Menge von ihm hätten lernen können. Aber lest selbst!
Robert Krumpach war mit Leib und Seele Polizist. Foto: Siegmund Natschke.HILTRUP. Robert Krumpach ist sich völlig sicher, den schönsten Beruf der Welt ausgesucht zu haben. Denn: „Er umfasst das ganze Leben.“ 1946 hat er sich entschieden, Polizist zu werden: „Um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.“ Das tat Krumpach in verschiedenen Funktionen: auf Streife, als Chef der Braunschweiger Kriminalpolizei und als Dozent der Polizeiführungsakademie in Hiltrup, denn er ist inzwischen auch gefragter Terrorismus-Experte.
Es habe einfach nahe gelegen, Polizist zu werden, erzählt Krumpach, der am 18. Februar 2014 seinen 90. Geburtstag feiern wird. Damals, direkt nach dem Krieg, sei noch alles anders gewesen: „Die Menschen lebten in Trümmern.“ Das typische Delikt war damals Kohleklau: „Besonders im schweren Winter von 1946.“ Viele Menschen seien erfroren, der Diebstahl von Brennmaterial sei an der Tagesordnung gewesen. Krumpach und seine Kollegen hatten Verständnis für die Situation der Menschen damals, achteten aber darauf, dass es nicht zu sehr ausartete.
1955 folgte der Wechsel zum Landeskriminalamt Niedersachsen, wo er sich der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität widmete. Rund um den blühenden Wohnungsbau seien allerlei krumme Geschäfte gelaufen, aber auch der Schwarzhandel sei rege gewesen, erklärt Krumpach. Ab 1972 dann der Wechsel in einen neue Aufgabe. Als Dozent an der Polizei-Führungsakademie Hiltrup brachte er angehenden Leitungskräften der Polizei Grundzüge der Verbrechenslehre bei. Fragen wie: Wer wird zum Straftäter? Wie können Verbrechen aufgeklärt werden? Und wie verhindert? „Viele Polizei-Chefs von heute sind durch meine Hände gegangen“, sagt der bald 90jährige, der aber auch immer wieder in die Praxis wollte.
Und zwar übernahm er 1979 die Leitung der Kriminalpolizei in Braunschweig. Und hier erfuhr er wieder: „Das Recht ist so trocken, aber das Leben so vielfältig.“ Besonders lag ihm eine rege Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft am Herzen. Manchmal habe es unterschiedliche Meinungen gegeben. Doch dieses Spannungsverhältnis sei oft auch hilfreich gewesen, um zum Ergebnis zu kommen, den Straftäter zu überführen und damit die Gesellschaft zu schützen.
1984 wurde Krumpach pensioniert. Er pflegt seinen Freundeskreis, den er im Laufe seiner Tätigkeit bilden konnte. Die Verbindungen bestehen noch heute. Auch seinen Hobbys frönt der Ruheständler: Skatspielen etwa, oder auch dem Kochen. Böhmisch-mährische Gerichte aus seiner sudetendeutschen Heimat stehen dann auf dem Speiseplan. Auch der Musik hat sich der Pensionär verschrieben, mit Begeisterung spielt er Querflöte.
Robert Krumpach sammelte mit Leidenschaft alte Polizeihelme und -mützen. Foto: Siegmund Natschke„Mein Leben war so ausgefüllt“, sagt Krumpach. Er würde alles wieder ganz genauso machen. Seinen Geburtstag feiert er ganz bescheiden mit einigen Freunden im kleinen Kreis. Und vielleicht stehen dann auch leckere böhmische Gerichte auf dem Tisch.
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