MÜNSTER. Die Stadt Münster erhebt die höchsten Abfallgebühren in Nordrhein-Westfalen, wie der aktuelle Gebührenvergleich des Bundes der Steuerzahler (BdSt) zeigt. Für einen Musterhaushalt, der seine 120-Liter-Restmülltonne wöchentlich leeren lässt, fallen in Münster demnach jährliche Kosten von rund 425 Euro an. Auch bei 14-tägiger und vierwöchentlicher Leerung liegt Münster weit über dem Durchschnitt. Die Stadt Münster wehrt sich gegen diese Behauptung. Und so kommt es zu einem regelrechten Schlagabtausch zwischen der Stadt und dem BdSt.
Münster hat die höchsten Abfallgebühren in NRW. Foto: Siegmund Natschke.Rik Steinheuer, Vorsitzender des BdSt NRW, kritisiert nämlich die steigenden Kosten und fordert sogar, die verpflichtende wöchentliche Leerung der Restmüll- und Biotonnen zu überdenken. Stattdessen solle den Verbrauchern die Wahl des Abfuhrrhythmus ermöglicht werden - um Kosten zu sparen und abfallsparendes Verhalten zu fördern. Der BdSt fordert deshalb Städte wie Münster dazu auf, ihre Abfuhrintervalle in Zukunft viel flexibler zu gestalten.
Besonders auffallend sind in diesem Jahr übrigens auch die Anstiege der Abfallgebühren in zahlreichen Kommunen im Kreis Steinfurt. Hier einige Beispiele: Altenberge +16 %, Lengerich +12 %, Lotte +11 %, Emsdetten +10 %, Steinfurt +13 %, Nordwalde +22 %, Laer +15 %, Neuenkirchen +30 %, Metelen +19 %. Die Ursachen sind vielfältig. So teilte die Gemeinde Laer dem BdSt mit, dass der Gebührenanstieg auf deutliche Kostensteigerungen im Bereich Abfallverwertung durch den Kreis Steinfurt zurückzuführen sei.
Der BdSt plädiert deswegen für eine zentralere Organisation der Abfallentsorgung, um eine gerechtere und einheitlichere Gebührenstruktur zu schaffen. Dies könnte, so die Hoffnung, zu einer deutlichen Reduzierung der Gebühren führen, wie es bereits in anderen Regionen Deutschlands der Fall ist.
Und was sagt die Stadt Münster? Deren Abfallwirtschaftsbetriebe (awm) kritisieren den neuen Abfallgebührenvergleich des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Nordrhein-Westfalen mit scharfen Worten. „Der Vergleich bildet die Realität in Münster wieder mal nicht aussagekräftig ab. Wenn man genau hinschaut und die Bedingungen und Angebote in Münster differenziert betrachtet, liegen die Abfallgebühren in Münster sogar knapp unter dem Durchschnitt“, sagt Christian Wedding, kaufmännischer Betriebsleiter der Abfallwirtschaftsbetriebe.
Und awm-Sprecherin Manuela Feldkamp-Bode ergänzt gegenüber „Münster täglich“: „Die in Münster zugrunde liegenden Behältergrößen und Gebühren werden im Vergleich des BdSt NRW nicht hinreichend berücksichtigt.“ Denn: „Zur Berechnung der Vergleichswerte wird ein Muster-Vier-Personen-Haushalt mit je einem Tonnenvolumen von 120 Litern für Restabfall und Bioabfall bei 14-täglicher Leerung betrachtet. Für Münster werden so Kosten von rund 685 Euro ausgewiesen.“
Die Realität eines durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts in Münster sehe allerdings anders aus: Ein Vier-Personen-Haushalt nutze hier in der Regel nur eine 60-Liter-Restabfalltonne mit 14-täglicher Leerung und eine 35-Liter-Biotonne bei wöchentlicher Leerung für jeweils 125,04 Euro und 116,52 Euro pro Jahr. Hinzu kommt die Grundgebühr. Und da fängt Feldkamp-Bode an, genüsslich vorzurechnen: „Somit ergibt sich in Münster für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt für die Verwertung und Entsorgung von Bio- und Restabfällen eine Summe von 277,56 Euro im Jahr. Pro Kopf sind das 5,80 Euro im Monat.“ Und damit lägen die Abfallgebühren in Münster sogar knapp unter dem Durchschnitt.
„Münster täglich“ meint: Man muss schon lange überlegen, um sich die Abfallgebühren in Münster schönzurechnen. Die Stadt Münster steht zweifellos in der Pflicht, ihre Abfallgebührenpolitik zu überdenken, um den finanziellen Druck auf die Bürger zu verringern und gleichzeitig nachhaltigere Entsorgungspraktiken zu fördern. Die Kritik vom Bund der Steuerzahler sollte als Warnschuss betrachtet werden und als Motivation, es künftig besser zu machen.
------
Kommentare
Kommentar veröffentlichen