MÜNSTER. Weihnachten feiern mit üppigem Essen und vielen Geschenken – das ist heute fast eine Selbstverständlichkeit, doch es ist noch gar nicht so lange her, als genau das nicht mehr war als ein kühner Traum, auch in Münster. Wie war das eigentlich vor 75 Jahren? Heiligabend in einer Stadt, die nach dem 2. Weltkrieg in Trümmern lag. Auf „Münster täglich“ erinnert sich eine heute 82jährige Zeitzeugin.
Münster lag wie hier das Geistviertel 1948 in Trümmern. Foto: National Archives, Washington, D. C.„Wir haben Heiligabend in der Küche gefeiert – ich, meine Mutter, meine Schwester und eine alleinstehende Nachbarin. Mein Vater war im Krieg gefallen.“ Die Küche sei der einzige Ort gewesen, der durch den Holzofen beheizt gewesen wäre. Gab es etwas zu essen? „Auf dem Herd wurden Äpfel gebraten“, erinnert sie sich weiter, „etwas Brot hatten wir mit Brotmarken bekommen. Wir hatten es aufbewahrt, damit wir Heiligabend etwas zu essen haben.“ Für Geschenke sei kein Geld dagewesen: „Aber eine Tante hatte uns ein Päckchen mit ein paar Süßigkeiten geschickt, darüber haben wir uns sehr gefreut.“ Mit großer Spannung hörten die Vier an diesem Abend Hörfunk: “Wir hatten ein kleines UKW-Radio. Wir hörten die Weihnachtsgrüße von Seeleuten aus aller Welt.“ Es sei sehr gemütlich gewesen, aber draußen habe Totenstille geherrscht: “Es gab abends keine Messe, weil die Straßen zerbombt und dunkel waren.“ Erst morgens um 6 Uhr habe man mit einer Laterne zu einer noch zerstörten Kirche gefunden, wo die erste Weihnachtsmesse stattfand: “Dort bin ich vor Erschöpfung eingeschlafen.“ Heute sei ihr der Heiligabend zu hektisch geworden: “Damals waren wir dankbar, dass wir leben konnten.“
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