NIENBERGE. Es
wird nicht friedlich auf der Welt, im Gegenteil. Neue Kriege brechen
aus, unerwartet und mit viel Leid verbunden. Und so gewinnt eine
jahrzehntelange Tradition in Nienberge plötzlich höchste
Aktualität.
So wurde auch in diesem Jahr an Allerheiligen zunächst auf dem Nienberger Friedhof der Toten gedacht. Eine von Pfarrer Daniel Zele gehaltene Andacht in der Friedhofskapelle mit anschließendem Gang zum großen Grabkreuz in der Mitte des Friedhofs hatte viele Nienberger angesprochen. Nach dem Gedenken luden wie jedes Jahr dann die Messdiener zum gemeinsamen Gang Richtung des Ehrenfriedhofs „Haus Spital“ ein.
Viele kennen ihn nur als „Russenfriedhof“. Haus Spital war während des 1. und im 2. Weltkriegs ein Kriegsgefangenenlager. Die Toten wurden gleich nebenan beerdigt. Über tausend russische Soldaten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, aber auch viele Franzosen, Briten und Polen. Angst und Qual werden das Leben in der Kriegsgefangenschaft geprägt haben. Heute, über ein Jahrhundert nach Ende des 1. Weltkrieges, lässt sich das nur noch erahnen. Am großen Tor des Friedhofs steht „Requiescant in Pace“, was so viel heißt wie „Ruhe in Frieden“.
Der Gang zum Ehrenfriedhof „Haus Spital“ ist zur Tradition geworden, 1953 hat der damalige Nienberger Pfarrer Carl Neuendorff diese begründet. Seit nunmehr 70 Jahren gehen Jahr für Jahr an Allerheiligen Nienberger zu eben diesem Friedhof, um den Toten zu gedenken und eindringlich Frieden anzumahnen. Ein richtiger „Friedensgang“ sei das, hieß es denn auch von den Teilnehmern. Einer, der noch nie ausgefallen sei. Egal, wie das Wetter auch gewesen sei.
Und so war es auch dieses Mal: Trotz kalter und feuchter Witterung machten sich die Teilnehmer gemeinsam mit Diakon Reinhard Kemper entschlossen auf den Weg. Startpunkt war die Nienberger Friedhofskapelle, dann ging es in einem Fackelzug gemeinsam zum Ehrenfriedhof. Dort wurden Grablichter aufgestellt. Im St.-Sebastian-Pfarrzentrum endete dieser besinnliche Tag.
Auch in diesem Jahr gingen die Nienberger Messdiener zum "Russenfriedhof", dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager "Haus Spital". Fotos: Siegmund Natschke.
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