MÜNSTER. Für diese Entscheidung dürfte nicht jeder Verständnis haben: Trotz der tödlichen Attacke im Frühjahr verhängt die Stadt Münster auf dem Sommersend kein Alkoholverbot – und verteidigt dies relativ salopp. „Münster aktuell“ hatte bei der Stadt nachgefragt, ob es ein solches geben würde angesichts des Verbrechens auf dem Frühjahrssend, das bundesweit die Menschen schockierte. Nach längerem Schweigen hieß es zunächst von der Verwaltung, dass es für die Beantwortung noch die Abstimmung unterschiedlicher Beteiligter bedürfe. Dieser Prozess sei noch nicht abgeschlossen. Dann ging alles ganz schnell. Am nächsten Tag meldete sich Martin Füser stellvertretend für das städtische Presseamt und teilte mit, dass das „derzeit zugrunde liegende Sicherheitskonzept auch nach enger Abstimmung mit der Polizei kein Alkoholverbot für den Sommersend vorsieht.“ Als Grund für die Entscheidung führte er lapidar an: “ Bei Alkohol handelt es sich um ein legales Genussmittel, das bei einer Vielzahl von Veranstaltungen ausgeschenkt wird.“ Dem Send sei in dieser Hinsicht keine Sonderrolle zugedacht.
Dies verwundert insofern, als dass die Polizei Münster bis zum heutigen Tag nicht weiß, ob die Tat, bei der ein Familienvater durch ein Stich in das Herz ums Leben kam, nicht unter Alkoholeinfluss geschah.
Vanessa Kaminski von der Pressestelle der Polizei erläuterte ebenfalls auf Anfrage von „Münster aktuell“: „Da der Beschuldigte nach der Tat zunächst flüchtig war und ihm aufgrund dessen keine Blutprobe entnommen werden konnte, liegen keine konkreten Hinweise auf eine Alkoholisierung des Mannes zum Tatzeitpunkt vor.“ Es gibt also keinen Beweis für eine Alkoholisierung, aber auch keinen Gegenbeweis – mangels Blutprobe.
Offenbar reicht das für die Stadt aus, um KEIN Alkoholverbot zu verhängen.
Auf dem Sommersend (13. 7. 23 - 17. 7. 23) wird es also aller Wahrscheinlichkeit nach alkoholische Getränke geben – wie auch schon auf dem Frühjahrssend. Ganz unverständlich aber ist, so findet „Münster aktuell“, warum diese Frage nicht in und mit der Öffentlichkeit intensiv diskutiert worden ist. Dies wäre sicher angesichts der schwerwiegenden Vorkommnisse im März mehr als angebracht gewesen.
Auf dem Send gibt es weiterhin kein Alkoholverbot. Foto: Siegmund Natschke
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