MÜNSTER. Paukenschlag in Münsters Medienlandschaft: Die Unternehmensgruppe Aschendorff stellt Ende April sämtliche Anzeigenblätter im Münsterland und Ostwestfalen ein und damit auch die „Hallo“. Das berichtete der Presseverein Münster-Münsterland am Donnerstagabend auf seiner Facebook-Internetpräsenz. Die Aschendorff-Geschäftsleitung habe dies am Mittwoch in einer Hausmitteilung angekündigt. Die ebenfalls angekündigten „personellen Einschnitte“ seien noch nicht konkretisiert worden. Der Presseverein Münster-Münsterland im DJV Landesverband NRW befürchtet, dass es betriebsbedingte Kündigungen „in gravierendem Ausmaß“ geben wird.
In zahlreichen Internet-Kommentaren reagierten die Münsteraner eher mit Erleichterung. Kritisiert wird unisono, dass die Hallo-Ausgaben auf Bürgersteigen, Hausfluren und Bushaltestellen in großem Maße ungefragt ausgelegt werden. Auch kommt der redaktionelle Teil anscheinend zu kurz: Das Anzeigenblatt fungiere nur als „Verpackungsmaterial für Werbeprospekte“, kommentierte ein Leser. Der langjährige Ratsherr Richard-Michael Halberstadt meinte:“ Bei dem Stundenlohn für diese Anzeigenblätter waren diese nicht mehr tragbar und lagen nicht in den Briefkästen, sondern vor den Haustüren oder den Mülltonnen.“
So wenig überraschend die Entwicklung für Beobachter ist, so wirft sie doch Fragen auf – nach dem Zustand des Aschendorff-Verlages und der Zukunft der einzig verbliebenen Tageszeitung mit eigener Redaktion in Münster – nämlich den „Westfälischen Nachrichten“. Dass es dort nicht unerhebliche Probleme gibt, ist schon seit Längerem offensichtlich. So wurde bereits 2020 für die Beschäftigten der WN Kurzarbeit eingeführt, gleichzeitig gab es einen Auftragsstopp für Freie. Leser wunderten sich über die vielen -für die Zeitung kostenlosen- Pressemitteilungen im Blatt und die deutlich gekürzte Stadtteil-Berichterstattung. Der damalige Chefredakteur Norbert Tiemann sprach von einem Einbruch der Anzeigenerlöse um 40 Prozent. Inzwischen dürfte die Energiekrise zu einer weiteren Verschärfung der Situation beigetragen haben. Die Verknappung der Inhalte hat zudem viele Leser verärgert. In anderen Regionen Deutschlands gibt es bereits Gebiete ohne Tageszeitung. Wird dies auch bald in Münster der Fall sein?
Der freundliche Esel vom Mühlenhof. Foto: Siegmund Natschke
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