NIENBERGE. Bewegliche und oft bunte Scherenschnittfiguren, die ein feinsinniges Spiel mit Licht und Schatten ermöglichen. Ein Theatergenuss der besonderen Art bietet das „Theater der Dämmerung“ in Leichlingen im Rheinland, das Friedrich Raad 1993 in Eigenregie gegründet hat und seither in liebevoller Hingabe betreibt. Nun ist es mal wieder überregional unterwegs gewesen und stieß am Sonntag in Nienberge auf helle Begeisterung.
Das "Theater der Dämmerung"führte mit detaillierten und farbenfrohen Scherenschnitten das Grimmsche Märchen "Aschenputtel" auf. Foto: Friedrich Raad.Erzähler, Schauspieler und Theaterdirektor und Puppendompteur in einem – das war dabei Friedrich Raad, der -so erzählte er- schon als 5jähriger vom Scherenschnitt-Theater fasziniert war.
„Aschenputtel“ stand auf dem Programm im voll besetzten Nienberger „Kulturforum“. Die vielen Zuschauer entdeckten dank Raads einfühlsamer Theaterkunst ganz neue Facetten des Grimmschen Märchens, das, so Raad, „erstaunlich viele moderne Bezüge“ habe. Beispiel: „Zwar schneidet sich heute niemand den großen Zeh ab um dem aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen, jedoch bietet die plastische Chirurgie noch ganz andere Möglichkeiten der Selbstverstümmelung.“ Und so wurde die beschwingte Ein-Mann-Aufführung erstaunlich nachdenklich. Diese Mischung kam als rheinischer Export auch im tiefsten Westfalen bestens an.
Das Lichtspielmoritat, das Raad hier in sorgsam ausgetüftelter Perfektion aufführte,war schon im Hochmittelalter bekannt, und kann getrost als Vorläufer des Films gelten. Dieses traditionsreiche wie hochspannende Theatergenre fesselt damals wie heute Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Aus dem höfischen Epos ist ein packendes Abenteuer für jedermann geworden. Wie nun auch die Nienberger erleben konnten. Raads Mission geht weiter. Im Repertoire hat er hierbei sowohl eine Vielzahl der Grimmschen Märchen, aber auch literarische Inszenierungen wie die von „Faust“oder „Tristan und Isolde“, und auch „Der kleine Prinz“ hat er im Programm.
Das "Theater der Dämmerung" und sein Gründer und Leiter Friedrich Raad (rechts) gastierten im Nienberger "Kulturforum". Foto: Siegmund Natschke.
Groß und Klein waren ins Nienberger "Kulturforum" gekommen, um das Schattenspiel zu sehen. Fotos: Siegmund Natschke.
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