„Ich streike“, sagt Lisa Schlagheck selbstbewusst. Sie ist Krankenpflegerin am Uniklinikum Münster und hat ihre eigenen Erfahrungen mit dem Pflegenotstand gemacht:“In der Notaufnahme bin ich manchmal für zehn bis fünfzehn Patienten gleichzeitig zuständig.“ Das sind zu viele: „Ich kann mich nicht teilen. Ich habe oft das Gefühl, nicht rechtzeitig zur Stelle zu sein.“ Sie und ihre Kollegen wollen, dass jetzt gehandelt wird. Und dass es zukünftig mehr Pflegepersonal und bessere Arbeitsbedingungen gibt. Organisiert sind sie in der Dienstleistungsgewerkschaft verdi, die die Beschäftigten der sechs Unikliniken in NRW zu einem unbefristeten Streik aufgerufen hat, nachdem die Arbeitgeber ein 100tägiges Ultimatum ihrer Beschäftigten ergebnislos verstreichen ließen. „Die kommenden Streiks könnten die größten flächendeckenden Streiks im Gesundheitswesen werden, die es in der Bundesrepublik jemals gegeben hat – auch in Münster!“, heißt es von verdi.
In dem Ultimatum forderten die Beschäftigten vor allem auch den Abschluss eines Tarifvertrags Entlastung bis zum 1. Mai 2022.
Ist die Patientenversorgung durch den Streik gefährdet? „Wir haben mit den Arbeitgebern im Vorfeld eine Notdienstvereinbarung erarbeitet“, stellt Lisa Schlagheck klar. Alle Notfälle würden behandelt, Tumorpatienten und Kinder. Nur Verschiebbares sei betroffen, etwa planbare Operationen. Vom Uniklinikum heißt es, dass von 40 Operationssälen zwölf in Betrieb seien.
Wie lange dauert der Streik? „Wir schauen von Woche zu Woche, ob es von den Arbeitgebern ein Verhandlungsangebot gibt“, sagt Lisa Schlagheck. Der Streik sei unbefristet, und alle Berufsgruppen am UKM würden sich daran beteiligen, so etwa auch Physiotherapeuten und das Küchenpersonal. Ausnahme: die Ärzte. „Die sind anders organisiert“, erläutert Schlagheck.
Die Uniklinik wird bestreikt.Foto: Siegmund Natschke
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